Periimplantitis

Die Periimplantitis ist eine Erkrankung, die bei Implantatträgern auftreten kann.
Sie ähnelt der Parodontitis des natürlichen Zahnes. Eine Periimplantitis geht einher mit der Entzündung und dem Rückgang von Schleimhaut – periimplantäre Mukositis – und Knochen – Periimplantitis – im Bereich eines oder mehrerer Implantate und führt unbehandelt unweigerlich zum Verlust des Implantates.

Nach dem Ausmaß des Knochenverlustes unterscheidet man vier Klassen:

  • Mukositis mit leichtem Knochenverlust < 1/4 der Implantatlänge
  • Mukositis mit mittlerem Knochenverlust < 2/4 der Implantatlänge
  • Mukositis mit schwerem Knochenverlust < 3/4 der Implantatlänge
  • Mukositis mit schwerstem Knochenverlust bis 4/4 der Implantatlänge

Röntgenologisch lässt sich der Knochenabbau in einen horizontalen, einen trichterartigen, einen schlüsselförmigen und in einen spaltförmigen Abbau einteilen. Die verschiedenen Arten des Knochenabbaus ziehen unterschiedliche therapeutische Konsequenzen nach sich.

Symptome – Beschwerden

Die Symptome und Beschwerden entsprechen in etwa denen der Parodontitis:

  • Süßlicher Mundgeruch
  • Schmerzen beim Zähne putzen – im Bereich des Implantates
  • Zahnfleischbluten
  • Zahnfleischrückgang
  • Knochenrückgang – röntgenologisch
  • Implantatlockerung
  • Implantatverlust

Pathogenese (Krankheitsentstehung) – Ätiologie (Ursachen)

Implantate werden im Knochen verankert. Über dem Implantat liegt Schleimhaut und darüber die Suprakonstruktion, beispielsweise eine Krone oder Prothese.
Wie am natürlichen Zahn so lagern sich auch an Implantaten und implantatgetragenem Zahnersatz Beläge ab, die aus Speiseresten, Bakterien und Speichelbestandteilen bestehen.
Werden diese Beläge regelmäßig gründlich entfernt, so kann das Implantat eine lange Lebensdauer im Mund haben.
Werden die Beläge jedoch nicht entfernt, so entsteht zunächst eine periimplantäre Mukositis, eine Entzündung der Schleimhaut über dem Implantat. Diese Entzündung ist in etwa gleich zu setzen mit einer Gingivitis, der Zahnfleischentzündung. Die periimplantäre Mukositis heilt durch Beseitigung der verursachenden Beläge in der Regel wieder komplikationslos aus.
Persistieren jedoch die Beläge, greift die Entzündung auch den Knochen an, es kommt zum Knochenabbau um das Implantat, was als Periimplantitis bezeichnet wird.

Folgeerkrankungen

Der verloren gegangene Knochen kann sich nicht wieder regenerieren und ist unwiderruflich verloren. Im schlimmsten Fall wird so viel Knochen abgebaut, dass es zur Lockerung und schlussendlich zum Verlust des Implantates kommt.

Es ist daher zwingend notwendig, Patienten mit dem Wunsch nach einem Implantat zunächst auf ihren Parodontalzustand hin – Zustand des Zahnhalteapparates – zu untersuchen und gegebenenfalls zu sanieren, um eine Ausbreitung einer eventuell bestehenden Parodontitis auf ein geplantes Implantat von vorn herein zu vermeiden.
Dennoch ist das Risiko einer Periimplantitis bei Patienten mit vorangegangener Parodontitis deutlich höher.

Diagnostik

Eine perimimplantäre Mukositis ist deutlich anhand der klassischen Entzündungszeichen im Bereich der um das Implantat liegenden Schleimhaut zu erkennen. Dazu zählen Rötung, Schwellung, Blutungsneigung und Schmerzen.

Den periimplantären Knochenabbau kann man anhand eines Röntgenbildes – Orthopantomogramm (Panoramaschichtaufnahme) oder Zahnfilm – nachweisen.

Therapie

Die Therapie der periimplantären Mukositis besteht in der Beseitigung der Infektion durch antiinfektiöse und antimikrobielle Spüllösungen (Chlorhexidinspüllösungen) für maximal vier Wochen und in der professionellen Reinigung des Implantates (Implantatdekontamination) mit Plastikinstrumenten und Polierkelchen. Des Weiteren gilt es, noch einmal die häusliche Mundhygiene des Patienten zu optimieren und ihn erneut zu motivieren, um die Ausbreitung der Entzündung auf den Knochen langfristig zu verhindern.

Ein weiteres Verfahren, um die Implantatoberfläche zu dekontaminieren ist die Anwendung geeigneter Laserstrahlen. Als grundsätzlich für diesen Zweck geeignet gelten der Erbium:YAG-Laser und der CO2-Laser. Ziel der Laserbehandlung ist die Entfernung der Plaque beziehungsweise die Sterilisation, ohne eine starke Erwärmung von Gewebe oder Implantat zu verursachen, da dies langfristige Schäden nach sich ziehen würde.

Der Laser wird insbesondere bei ansonsten schwer zugänglichen, spaltförmigen Knochendefekten genutzt, die mit herkömmlichen zahnärztlichen Instrumenten kaum zugänglich sind.

Liegt bereits eine Periiplantitis mit Knochenverlust vor, so muss nach erfolgter Reinigung und antimikrobieller Therapie zusätzlich chirurgisch interveniert werden. Mitunter können entstandene Knochentaschen nach Beseitigung der Entzündung mit Knochen oder Knochenersatzmaterial aufgefüllt werden, um das Implantat wieder fest im Knochen zu verankern. Zusätzlich kann eine antibiotische Begleittherapie bei persistieren der Entzündung für etwa eine Woche mit einer Kombination aus Amoxicillin und Metronidazol sinnvoll sein. Alternativ kann Ornidazol für zehn Tage eingenommen werden.
Es sollte jedoch immer bedacht werden, dass nicht nur das Implantat, sondern auch das Restgebiss behandelt werden muss, um eine Übertragung von Keimen zu vermeiden und auch die natürlichen Zähne weiterhin zu erhalten.

Bei ausbleibendem Therapieerfolg oder Implantatlockerung sollte eine Explantation erfolgen, um weitere Knochenverluste zu verhindern.

Literatur

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  4. Deppe, H., Horch, H.-H., Wagenpfeil, S.: CO2-Laser-assistierte versus konventionelle Implantat-Dekontamination - Eine klinische Dreijahresstudie. Z Zahnärztl Impl 2003 b: 19: 73
  5. Behneke, A., Behneke, N.: Komplikationen in der Belastungsphase und ihre Therapiemöglichkeiten. In: Koeck, B., Wagner, W. (Hrsg.): Implantologie. Praxis der Zahnheilkunde, 2. Auflage. Urban und Fischer, München, Jena 2004 b: 351
  6. Schwarz, F., Rothamel, D., Latz, Th., Becker, J.: Behandlung periimplantärer Infektionen mit einem Er:YAG-Laser. Zeitschr Laserzahnheilk 2004: 1: 21
  7. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.

     
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