Alveolitis sicca

Eine Alveolitis sicca – umgangssprachlich trockenes Zahnfach genannt – (von lat. alveolus „Mulde“ und siccus „trocken“; Synonyme: Dolor post extractionem; dry socket; Alveoläre Gangrän; Alveoläre Ostitis; Alveoläre Periostitis; Alveolodentale Periostitis; Alveolitis des Kiefers; Apikale Ostitis; Dry socket; Eiterung des dentalen Periosts; Entzündung der Zahnalveolen; Granuloma apicale; Kieferalveolitis; Trockene Zahnalveole; Zahnfachentzündung; Zahnfachinfektion; ICD-10-GM K10.3: Alveolitis der Kiefer) ist eine potenzielle Komplikation nach einer Zahnextraktion. Charakteristisch ist der Verlust oder die Zerstörung des Blutkoagulums im Extraktionsbereich, was zu einer ungeschützten und freiliegenden Alveole (Zahnfach im Kieferknochen) führt.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) der Alveolitis sicca liegt bei 0,5-5 %. Nach einer Weisheitszahnentfernung können mehr als 30 % der Patienten betroffen sein.

Symptome – Beschwerden

  • Hauptsymptome: Starke Schmerzen im betroffenen Bereich etwa 2-4 Tage nach der Zahnextraktion, oft begleitet von unangenehmen Gerüchen und sichtbarem freiliegendem Knochen.
  • Nebensymptome: Rötung und Entzündung der umliegenden Gewebe, leer erscheinendes Zahnfach.

Differentialdiagnosen

Erkrankungen

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Mund-Antrum-Verbindung (iatrogene – durch den Arzt – bedingte Eröffnung der Kieferhöhle)

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung)

Pathogenese (Krankheitsentstehung) – Ätiologie (Ursachen)

  • Nach Zahnextraktion: Normalerweise schützt ein Blutkoagulum die Alveole (Zahnfach im Kieferknochen), seine Abwesenheit oder Zerstörung führt zur Alveolitis sicca.
  • Verhaltensbedingte Faktoren: Übermäßiges Putzen im Wundbereich, starker Alkoholkonsum.
  • Krankheitsbedingte Faktoren: Probleme bei der Entfernung des gesamten Zahns, insbesondere bei apikaler Parodontitis oder odontogenen Zysten.

Weitere Ursachen einer Alveolitis sicca sind:

Verhaltensbedingte Ursachen:

  •  Genussmittelkonsum
    • Alkohol (Frau: > 20 g/Tag; Mann > 30 g/Tag)

Krankheitsbedingte Ursachen:

  • Nicht vollständig entfernter Zahn bei:
    • apikaler Parodontitis (Entzündung an der Wurzelspitze eines Zahns)
    • odontogene Zyste (Zysten im Kieferbereich)

Folgeerkrankungen

Es sind keine spezifischen Folgeerkrankungen der Alveolitis sicca bekannt.

Diagnostik

Die Diagnose wird anhand der Symptomatik und des klinisch typischen Erscheinungsbildes gestellt. Eine Schmerzsymptomatik, die sich erst einige Tage nach Zahnextraktion bei leerer Extraktionsalveole einstellt, macht die Diagnosestellung einfach.

Prävention

Das Einbringen von Chlorhexidin-Gel 0,2 Prozent und plättchenreiches Fibrin (PRF, Platelet-Rich Fibrin) unmittelbar, postoperativ nach der Weisheitszahnoperation im Unterkiefer erwies sich, als besonders geeignet, die Inzidenz einer Alveolitis sicca zu reduzieren [4].

Therapie

Die trockene Alveole muss in einem kleinen Eingriff unter Lokalanästhesie (örtlicher Betäubung) behandelt werden. Dabei wird nekrotisches Gewebe entfernt und die Wunde wird angefrischt.

Tamponaden (medikamentöse Einlagen), die desinfizierende und analgesierende (schmerzstillenden) Medikamente enthalten oder Spülungen mit Antiseptika (Desinfektionsmittel) tragen dazu bei, die Wundheilung zu fördern [1].

Insgesamt kann sich die Therapie über mehrere Wochen hinziehen, auch wenn die starken Beschwerden meist schon nach den ersten Behandlungen beim Zahnarzt nachlassen. Bis zur vollständigen Ausheilung muss der Patient geduldig sein und den Rat seines Zahnarztes befolgen.

Literatur

  1. Buch R et al.: Dolor post extractionem – Die lokale Therapie der Alveolitis mit medikamentösen Einlagen. zm 95, Nr. 20, 16. Oktober 2005, Seite 54-58
  2. Hedstrom L, Sjogren P: Effect estimates and methodological quality of randomized controlles trials about prevention of alveolar osteitis following tooth extraction: a systematic review. Oral Surgery, Oral Medicine, Oral Pathology, Oral Radiol endod 2007; 103:8-15
  3. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.
  4. Canellas JVDS, Fraga SRG, Santoro MF, Netto JNS, Tinoco EMB: Intrasocket interventions to prevent alveolar osteitis after mandibular third molar surgery: A systematic review and network meta-analysis. Journal Craniomaxillofacial Surgery 2020;48(9):902-913

     
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