Mundgeruch (Halitosis)
Halitosis

Als Halitosis bezeichnet man einen üblen Mund- oder Atemgeruch. Der üble Geruch tritt dabei auch beim Ausatmen durch die Nase auf.

Eine andere Bezeichnung für Mundgeruch ist Foetor ex ore – Gestank, moderiger Geruch –, der ausschließlich die aus dem Mund ausgeatmete übel riechende Luft bezeichnet.

Man geht davon aus, dass etwa 50 % der Bevölkerung an chronischem Mundgeruch leiden.

Einteilung

  • Echte Halitosis
    • Physiologische Halitosis
    • Pathologische (krankhafte) Halitosis
  • Pseudo-Halitosis
  • Halitophobie

Bei einer Pseudo-Halitosis wird der Mundgeruch nur vom Betroffenen selbst, nicht aber durch Außenstehende wahrgenommen. Durch objektive Untersuchungen lernt der Patient, dass kein Mundgeruch vorhanden ist.

Von Halitophobie (Mundgeruchsangst) spricht man, wenn ein Patient nachweislich nicht an Mundgeruch leidet und dennoch nicht davon zu überzeugen ist, dass sein Atem normal riecht.

Symptome – Beschwerden

  • Übler Geruch aus Mund und/oder Nase
  • Unangenehmer Geschmack im Mund
  • Psychische Belastung

Risikofaktoren

Modifizierbare – durch das Verhalten veränderbare oder vermeidbare – Risikofaktoren sind:

  • Zungenbelag
  • Schlechte Mundhygiene
  • Rauchen
  • Mundatmung – da sie zur Mundtrockenheit führt
  • Schnarchen – kann ebenfalls zur Mundtrockenheit führen

Erkrankungen

  • Infektionen – Gingivitis (Zahnfleischentzündung), Stomatitis (Schleimhautentzündung), Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates)
  • Xerostomie (Mundtrockenheit)
  • Candidiasis (Soor)
  • Karies (Zahnfäule)
  • Pathologische Prozesse innerhalb der Mundhöhle – z. B. Abszesse, Tumoren
  • Pemphigus (blasenbildende Hauterkrankung)
  • Zahnfleischveränderungen – z. B. Nekrosen (Absterben von Gewebe), gingivale Fibromatose (gutartige Vermehrung des Bindegewebes)
  • Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen – z. B. chronische Tonsillitis (Mandelentzündung), chronische Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
  • Allgemeinerkrankungen – z. B. Diabetes mellitus, Urämie (Harnvergiftung), Leberzirrhose (Schrumpfleber), eitrige Bronchitis, Pneumonie (Lungenentzündung), Magen-Darm-Erkrankungen, Tumoren

Ätiologie (Ursachen)

Die Ursachen für die physiologische Halitosis finden sich direkt im Mund. Der üble Geruch kommt vom Zungenrücken oder von konsumierten Nahrungs- und Genussmitteln, wie Knoblauch oder Alkohol.

Eine pathologische Halitosis kann sowohl orale (den Mund betreffende) als auch extraorale (außerhalb des Mundes liegende) Ursachen aufweisen.

Orale Ursachen

  • Zungenbelag
  • Infektionen – Gingivitis (Zahnfleischentzündung), Stomatitis (Schleimhautentzündung), Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates)
  • Xerostomie (Mundtrockenheit)
  • Candidiasis (Soor; Pilzerkrankung)
  • Karies (Zahnfäule)
  • Offene Wurzelkanäle
  • Ungepflegte Prothesen
  • Schlechte Mundhygiene
  • Pathologische Prozesse innerhalb der Mundhöhle – z. B. Abszesse, Tumoren
  • Pemphigus (blasenbildende Hauterkrankung)
  • Zahnfleischveränderungen – z. B. Nekrosen (Absterben von Gewebe), gingivale Fibromatose (gutartige Vermehrung des Bindegewebes)

Extraorale Ursachen

  • Mundgeruch aus dem Hals-, Nasen- und Ohrenbereich – z. B. chronische Tonsillitis (Mandelentzündung), chronische Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
  • Mundgeruch aus dem Atmungstrakt
  • Mundgeruch aus dem Verdauungstrakt – z. B. langes Nüchtern bleiben
  • Mundgeruch durch Allgemeinerkrankungen – z. B. Diabetes mellitus, Urämie (Harnvergiftung), Leberzirrhose (Schrumpfleber), eitrige Bronchitis, Pneumonie (Lungenentzündung), Magen-Darm-Erkrankungen, Tumoren

In 85-90 % aller Fälle ist die Ursache für den Mundgeruch der bakterielle Abbau von organischem Material in der Mundhöhle.

Die Bakterien verstoffwechseln vor allem Proteine und scheiden als Stoffwechselendprodukt übel riechende Schwefelverbindungen aus – z. B. Schwefelwasserstoff (H2S), Cadaverin und Methylmercaptan.

Zu 41 % liegt die Ursache für Mundgeruch auf der Zunge, wo sich bis zu 60 % aller in der Mundhöhle existierenden Bakterien befinden.

An nächster Stelle steht die Gingivitis (Zahnfleischentzündung) mit einer Häufigkeit von 31 % sowie die Parodontitis, welche bei 28 % der Patienten die Ursache für den Mundgeruch darstellt.

Raucher weisen ebenfalls einen typischen Mundgeruch auf, der als Smoker´s breath bezeichnet und durch die Bestandteile des Tabaks verursacht wird.

Des Weiteren haben Raucher ein hohes Risiko, eine Parodontitis zu entwickeln, welche ebenfalls Mundgeruch verursacht.

Medikamentöse Ursachen

Einige Medikamente führen direkt oder indirekt durch Erzeugung einer Xerostomie (Mundtrockenheit) zu Mundgeruch.

Folgende Medikamente können die Speichelproduktion hemmen und so zu Mundgeruch führen:

  • Antiadiposita, Anorektika (Appetitzügler)
  • Antiarrhythmika – bei Herzrhythmusstörungen
  • Antiepileptika, Sedativa – Beruhigungsmittel
  • Antidepressiva
  • Antihistaminika – bei Allergien
  • Antihypertonika – blutdrucksenkende Medikamente
  • Antiparkinsonmittel
  • Anxiolytika, Ataraktika – angstlösend
  • Diuretika – harntreibend
  • Hypnotika – Schlafmittel
  • Muskelrelaxantien – muskelkrampflösend
  • Neuroleptika – u. a. bei Psychosen
  • Spasmolytika – krampflösend

Des Weiteren kann die Einnahme schwefelhaltiger Medikamente – z. B. Disulfiram oder Dimethylsulfoxid – zu Mundgeruch führen.

Diagnostik

Die Diagnostik setzt sich aus folgenden Verfahren zusammen.

  • Organoleptische Messung
  • Instrumentelle Messung

Organoleptische Messung

Hierbei wird der Mundgeruch durch den behandelnden Arzt beurteilt. Der Patient spricht den Buchstaben A, während der Arzt in immer weiterer Entfernung des Patienten überprüft, ob ein Mundgeruch wahrnehmbar ist oder nicht.

Ist der Mundgeruch im Abstand von zehn Zentimetern wahrnehmbar, spricht man von Grad I der Halitosis. Kann der behandelnde Arzt auch auf eine Distanz von 30 Zentimetern etwas wahrnehmen, liegt Grad II vor und wenn bei einem Abstand von einem Meter ein Mundgeruch feststellbar ist, handelt es sich um Grad III.

Diese Form der Messung ist sehr subjektiv und sollte von speziell dafür ausgebildetem Personal erfolgen.

Wenn Sie selbst testen möchten, ob Sie unter Mundgeruch leiden, hilft folgender Schnelltest. Lecken Sie über ihren Handrücken, dann warten Sie fünf Sekunden ab und riechen daran. Stellen Sie einen unangenehmen Geruch fest, leiden Sie wahrscheinlich unter Mundgeruch.

Instrumentelle Messung

Sulfidmonitore (Halimeter): Sulfidmonitore sind die gängigsten Geräte zur Halitosis-Diagnostik und werden auch als Halimeter bezeichnet. Mithilfe eines Kunststoffhalmes wird etwas Luft aus dem Mund des Patienten angesaugt, wobei für kurze Zeit die Luft angehalten wird. In der Regel wird ein Mittelwert aus drei Messungen gebildet. Die Messung kann bei Bedarf mit Luft aus der Nase wiederholt werden.

Gaschromatographen: Ein Gaschromatograph misst Quantität und Qualität der Schwefelverbindungen, die für Mundgeruch verantwortlich sind. Hierzu atmet der Patient in einen Kunststoffbeutel, dessen Inhalt durch das Gerät analysiert wird.

Elektronische Nase

Eine elektronische Nase ist ein Gerät, welches in der Lage ist, Düfte zu analysieren. Diese Geräte finden erst seit neuester Zeit Anwendung in der Halitosis-Diagnostik.

Therapie

Die Therapie der Halitosis stützt sich auf folgende Pfeiler:

  • Sekundärprävention, das heißt Reduktion der Risikofaktoren
  • Medikamentöse Therapie
  • Weitere Therapie

Reduktion der Risikofaktoren

Eine gute Mundhygiene ist eine optimale Voraussetzung, Mundgeruch zu verhindern oder bestehenden Mundgeruch zu beseitigen. Dabei sollte auf die tägliche Zungenreinigung besonders viel Wert gelegt werden. Des Weiteren sollten die Zahnzwischenräume, in denen sich oft Nahrungsreste ansammeln – aus denen die Bakterien die unangenehmen Schwefelverbindungen herstellen – mittels Zahnseide oder Interdentalbürstchen (Zwischenraumbürstchen) entfernt werden.

Prothesen – ganz gleich ob Teilprothesen oder Totalprothesen – müssen täglich gründlich gereinigt werden. Die Schleimhaut im Mund wird ständig erneuert und normalerweise können die alten Hautschüppchen problemlos abtransportiert werden. Bei Prothesenträgern lagern sich die alten Hautschüppchen der Prothese auf, was mit der Zeit – falls die Prothese nicht täglich gereinigt wird – einen sehr unangenehmen Mundgeruch zur Folge hat.

Raucher, die unter dem oben genannten „smoker´s breath“ leiden, können mithilfe einer Raucherentwöhnung Abhilfe schaffen.

Medikamentöse Therapie

Mundspüllösungen

Zur Linderung des Mundgeruchs können zahlreiche Mundspüllösungen eingesetzt werden.

Als wirkungsvoll gegen Halitosis
– beziehungsweise gegen die Bakterien – haben sich Präparate mit folgenden Wirkstoffen erwiesen:

  • Chlorhexidindigluconat
  • Aminfluorid, Zinnfluorid
  • Triclosan
  • Wasserstoffperoxid
  • Cetyl-Pyridin-Chlorid (CPC)
  • Essentielle Öle
  • Metallsalzlösungen – z. B. Zinkchlorid

Zahncremes

Regelmäßiges Zähneputzen mit Zahncreme reduziert ebenso den Mundgeruch. Dabei sind Zahncremes mit dem Zusatz von Zink oder Zinnfluorid besonders effektiv.

Weitere Therapie

Parodontaltherapie

Patienten, die unter parodontalen Erkrankungen wie Gingivitis (Zahnfleischentzündung) oder Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates) leiden, können mithilfe einer Parodontaltherapie erreichen, dass sich die Anzahl der im Mund lebenden Bakterien verringert, was somit indirekt zu einer Reduktion des Mundgeruchs führt.

Erkrankungen

Wird eine nicht-orale Erkrankung als Ursache des Mundgeruchs festgestellt, so gilt es diese zunächst ursächlich zu behandeln und dann den weiteren Verlauf abzuwarten.


     
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