Radikuläre Zyste

Mit einem Anteil von etwa 90 % sind radikuläre Zysten (ICD:10 – K 04.8 – Radikuläre Zyste) die häufigsten odontogenen – von den Zähnen ausgehenden – Zysten.

Als Zyste wird ein gutartiger pathologischer (krankhafter) Hohlraum bezeichnet, welcher sowohl im Knochen als auch in den Weichgeweben oder Organen entstehen kann. Dieser Hohlraum ist von Bindegewebe umgeben und kann einen flüssigen, gasförmigen oder breiigen Inhalt aufweisen.
Der Kieferknochen ist von allen Knochen des Körpers am häufigsten von Zysten betroffen.

Symptome – Beschwerden

Der betroffene Zahn reagiert oftmals desensibel, auch Nachbarzähne können mit betroffen sein. Mitunter ist der Zahn klopfempfindlich oder gelockert.
Bei Zysten großer Ausdehnung kann es zur Verdrängung oder Verlagerung von Nachbarzähnen kommen.
Manchmal nimmt die Größe der Zyste so stark zu, dass der Knochen zunächst auftreibt und später aufgelöst wird. Ist noch eine dünne Knochenschicht vorhanden, kann der Behandler beim Abtasten der Zyste ein leises Knistern, das sogenannte „Pergamentknistern“ wahrnehmen.
Breitet sich eine Zyste der Oberkieferfrontzähne bis in die Kieferhöhle hinein aus, so kann es zu einer dentogenen (durch die Zähne verursachten) Sinusitis (Nebenhöhlenentzündung) kommen.

Pathogenese (Krankheitsentstehung) – Ätiologie (Ursachen)

Zysten entstehen durch Entzündungen im Wurzelbereich marktoter Zähne durch Proliferation (Wachstum) der im Wurzelbereich liegenden Mallassezschen Epithelreste der Hertwigschen Wurzelscheide. Sie entstehen innerhalb eines apikalen Granuloms (apikal = im Bereich der Wurzelspitze). Aus etwa zehn Prozent aller apikalen Granulome entwickelt sich eine radikuläre Zyste.

Folgeerkrankungen

Radikuläre Zysten können, wenn sie sehr lange unbemerkt wachsen, den Knochen durch Ostoelyse (Knochenschwund) schwächen, was zu einer pathologischen Fraktur (Knochenbruch) führen kann.

Diagnostik

Oft werden Zysten als Zufallsbefund bei einer Röntgenaufnahme – der Panoramaschichtaufnahme oder einem Zahnfilm – festgestellt. Es zeigt sich eine apikal (im Bereich der Wurzelspitze) gelegene, scharf begrenzte Aufhellung mit sklerotischem Randsaum. Die Zyste steht in direktem Kontakt zum Zahn.
Bei einer Aufhellung kleiner als sechs bis acht Millimeter geht man noch davon aus, dass es sich um ein apikales Granulom handelt, darüber wird von einer radikulären Zyste ausgegangen.

Therapie

Bei Zysten, die maximal einen Durchmesser von einem Zentimeter haben, kann zunächst ein konservativer Behandlungsversuch in Form einer endodontischen Behandlung vorgenommen werden.
Mittels radiologischer Kontrollen muss festgestellt werden, ob eine knöcherne Regeneration stattfindet. Ist dies der Fall, so wird von einem Therapieerfolg ausgegangen. Bleibt die knöcherne Heilung aus, so muss operativ interveniert werden.

Hierzu gibt es zwei mögliche Verfahren:

  • Im Rahmen der Zystektomie (Partsch II) wird die Zyste samt ihrer bindegewebigen Hülle vollständig entfernt.
    Die verbleibende Knochenhöhle füllt sich mit Blut, nach und nach wird der Hohlraum dann durch Bindegewebe ausgefüllt. Im Anschluss erfolgt die knöcherne Regeneration. Bei sehr großen Zysten muss der Hohlraum mitunter mittels autogenem Knochen, zum Beispiel aus dem Beckenkamm, aufgefüllt werden. Mittels Zystektomie ist eine vollständige Ausheilung des Knochens innerhalb von sechs bis zwölf Monaten zu erwarten.
  • Bei einer Zystostomie (Partsch I) hingegen wird über ein kleines Knochenfenster nur ein Teil der Zyste entfernt. Der noch vorhandene Zystenanteil wird mit der Mundschleimhaut vernäht und das Bindegewebe der Zyste entwickelt sich innerhalb einiger Wochen zum Mundschleimhautepithel.

Literatur

  1. Schwenzer N. Ehrenfeld M. (Hrsg.) Zahnärztliche Chirurgie. Lehrbuch zur Aus- und Weiterbildung. 3., aktualisierte und erw. Aufl., (2000)
  2. Heidemann, D. (Hrsg.) Endodontie. Praxis der Zahnheilkunde. 4. Aufl. (2001)
  3. Howaldt H-P, Schmelzeisen R (2002) Tumoren und tumorähnliche Veränderungen des Knochens und Osteopathien. In: Howaldt H-P, Schmelzeisen R (Hrsg) Einführung in die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie; Urban und Fischer, München Jena, S 97-152
  4. Regezi JA, Sciubba JJ, Jordan RCK. Cysts of the Jaws and neck, 4th edn. Usa: Saunders; 2003
  5. Tortorici S., Amodio E., Massenti M.F., Buzzanca M.L., Burruano F., Vitale F. Prevalence and distribution of odontogenic cysts in Sicily: 1986-2005, Journal of Oral Science, Vol. 50; No. 1, 15-18, 2008
  6. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.

     
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