Mundwinkelrhagaden (Cheilitis angularis)

Cheilitis angularis, auch als Mundwinkelrhagaden bekannt, ist eine schmerzhafte Entzündung der Mundwinkel, klassifiziert unter ICD-10-GM K13.0 und S02.5. Volksmundlich als Faulecken oder Perlèche bezeichnet, manifestiert sie sich als spaltförmige Risse in der Epidermis.

Eine Mundwinkelrhagade ist ein schmaler, spaltförmiger Riss, der alle Schichten der Epidermis (Oberhaut) durchtrennt.

Symptome – Beschwerden

Mundwinkelrhagaden zeigen folgende charakteristische Symptome:

  • Rötung und Spannungsgefühl
  • Berührungsempfindlichkeit
  • Fissuren  (Einrisse) und Erosionen – oberflächliche Gewebsdefekte (Schleimhautveränderung, die durch einen Verlust der Epidermis (Oberhaut) bzw. bei Schleimhäuten des Epithels bei intakter Dermis (Lederhaut) bzw. Schleimhaut-Eigenschicht gekennzeichnet ist)
  • Ulzerationen (Geschwürbildungen) und Krustenbildung
  • Schmerzen
  • Schlechte Heilungstendenz mit Neigung zu Einrissen

Mundwinkelrhagaden heilen nur sehr schlecht. Häufig reißen die Mundwinkel ein, die Ausbildung von Gewebedefekten wie Erosionen oder Ulzerationen ist möglich. Im späteren Stadium kommt es meist zur Krustenbildung. Die entzündeten Stellen reißen schnell ein und die Haut spannt.
Dies ist nicht nur schmerzhaft und unangenehm, sondern für die Betroffenen oftmals auch ein großes ästhetisches Problem.

Pathogenese (Krankheitsentstehung) – Ätiologie (Ursachen)

Die Rhagaden entstehen aus verschiedenen Ursachen:

  • Lokale Ursachen:
    • Eine Prothese mit einer zu niedrigen Bisshöhe – diese führt häufig zu einer Stauchung der Mundwinkel mit Fältchenbildung und der Ansammlung von Speichel (feuchte Kammer) und damit zur Entzündung der Mundwinkel
    • Ständiges Befeuchten der Lippen und infolgedessen der Mundwinkel kann zur Ausbildung von Rhagaden führen.
    • Infektionen
      • Candida albicans
      • Streptokokken
      • Staphylokokken
      • Treponema pallidum
      • Herpes-Viren
    • Hypersalivation (vermehrter Speichelfluss)
    • Xerostomie (abnorme Trockenheit der Mundhöhle)
  • Systemische Ursachen:
    • Allergien
    • Atopisches Ekzem (Neurodermitis)
    • Diabetes mellitus
    • Eisenmangelanämie (Blutarmut durch Eisenmangel)
    • Leberzirrhose (Leberschrumpfung)
    • Perniziöse Anämie – Anämie (Blutarmut), die durch einen Mangel an Vitamin B12 oder seltener durch einen Folsäuremangel bedingt ist
    • Plummer-Vinson-Syndrom (Synonyme: Sideropenische Dysphagie, Paterson-Brown-Kelly-Syndrom) ‒ Kombination mehrerer Symptome, die durch eine Schleimhautatrophie im oberen Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) bedingt ist; die Erkrankung führt aufgrund der Schleimhautatrophie im Mund zu Schluckbeschwerden und Zungenbrennen, des Weiteren treten auf: Schleimhautdefekte, Mundwinkelrhagaden (Einrisse im Mundwinkel), brüchige Nägel und Haare und Dysphagie (Schluckbeschwerden) durch größere Schleimhautdefekte; die Erkrankung ist ein Risikofaktor für die Entwicklung eines Ösophaguskarzinoms (Speiseröhrenkrebs).
    • MikronährstoffmangelEisen (siehe auch Plummer-Vinson-Syndrom), Vitamin B2 (Riboflavin, Lactoflavin) oder Vitamin B6 (Pyridoxin) kann die Entstehung von Mundwinkelrhagaden zusätzlich begünstigen.

Folgeerkrankungen

Es sind keine Folgeerkrankungen bekannt.

Diagnostik

  • Abstrich: Bakteriologische Untersuchung zur Erregerbestimmung.
  • Stuhlprobe: Untersuchung auf Candida albicans.
  • Zahnärztliche Untersuchung: Bei Verdacht auf schlecht sitzende Prothesen.
  • Fachärztliche Untersuchungen: Bei Verdacht auf Allgemeinerkrankungen.

Therapie

  • Allgemeinmaßnahmen: Trockenhalten der Mundwinkel, Vermeidung von Lippenbefeuchtung.
  • Medikamentöse Therapie: Entzündungshemmende Salben, antimykotische Behandlung bei Candida-Befall, lokale Antibiotika bei bakterieller Infektion.
  • Zahnprothetische Maßnahmen: Anpassung oder Neuanfertigung von Zahnprothesen.
  • Mikronährstofftherapie: Bei bestätigtem Mangel durch Blutuntersuchung.

Literatur

  1. Altmeyer P, Dirschka T, Hartwig R: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2003
  2. Gensthaler BM: Mundwinkelrhagaden. Wenn Lächeln schmerzt. Pharmazeutische Zeitung 07 (2007)
  3. Bork K, Burgdorf W, Hoede N: Mundschleimhaut- und Lippenkrankheiten: Klinik, Diagnostik und Therapie. Schattauer, Stuttgart 2008
  4. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.

Leitlinien

  1. Leitlinie: Orale Candidose. (AWMF- Leitlinien Register Nr. 013-006), Januar 2008. Deutsche Dermatologische Gesellschaft und Deutschsprachige Mykologische Gesellschaft
     
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