Zahnbehandlungsphobie
Angst vorm Zahnarzt

Die Zahnbehandlungsphobie (Synonyme: Dentalphobie, Dentophobie, Oralphobie, Odontophobie; ICD-10-GM F40.2 - Spezifische (isolierte) Phobien) ist eine spezifische Phobie (Art von Angststörung), bei der Betroffene ausgeprägte Angst vor zahnärztlichen Behandlungen haben.

Obgleich viele Menschen den Besuch beim Zahnarzt als unangenehm empfinden, ist diese Angst nur bei wenigen Menschen so stark ausgeprägt, dass sie nicht zum Zahnarzt gehen. Patienten mit dieser Phobie unterscheiden sich deutlich von anderen Angstpatienten, indem sie den Besuch beim Zahnarzt gänzlich vermeiden.
Etwa zwanzig Prozent der Deutschen haben Angst vor der Zahnbehandlung, circa fünf Prozent meiden den Zahnarztbesuch gänzlich.

Es handelt sich bei der Angst vor dem Zahnarzt bzw. zahnärztlichen Behandlung um eine anerkannte Erkrankung.

Symptome – Beschwerden

  • Vermeidung von Zahnarztbesuchen.
  • Häufig kariöse und parodontale Schädigungen aufgrund mangelnder zahnärztlicher Versorgung.

Patienten mit einer Zahnbehandlungsphobie gehen nicht zum Zahnarzt. Oftmals weisen die Betroffenen deutliche kariöse sowie parodontale Schädigungen auf.

Pathogenese (Krankheitsentstehung) – Ätiologie (Ursachen)

  • Vorausgegangene traumatische Zahnbehandlungen.
  • Erwartungsangst bezüglich Schmerzen.
  • Einfluss von Familie/sozialem Umfeld durch Erzählungen negativer Erlebnisse.
  • Angst vor Kontrollverlust und Ausgeliefertsein.

Die Ursachen einer Zahnbehandlungsphobie sind unterschiedlich. Häufig liegt ein Trauma, ausgelöst durch eine vorausgegangene Zahnbehandlung, zugrunde.
Des Weiteren existiert bei vielen Betroffenen eine sogenannte Erwartungsangst gegenüber Schmerzen. Die Patienten gehen davon aus, dass während einer Zahnbehandlung unweigerlich Schmerzen auftreten werden.
Auch die Familie oder das sonstige soziale Umfeld können durch Erzählungen über negative Erlebnisse beim Zahnarztbesuch Ängste auslösen, die sich zu einer Phobie entwickeln können. Ein weiterer möglicher Grund für eine Zahnbehandlungsangst ist das Gefühl, ausgeliefert zu sein und die Selbstkontrolle zu verlieren, indem man sich in die Hand des Zahnarztes begibt.

Folgeerkrankungen

Nicht selten kommt es bei Patienten mit Zahnbehandlungsphobie zu starken Schädigungen am Gebiss durch kariöse Zerstörung und parodontale Erkrankungen.

Diagnostik

Ob ein Patient unter einer Phobie leidet, wird zumeist mithilfe eines einfachen Fragebogens – zum Beispiel dem Dental anxiety scale – ermittelt. Der Patient wählt aus fünf Antwortmöglichkeiten die passende aus. Die Auswertung anhand von Punkten gibt Aufschluss darüber, ob und wie stark ausgeprägt eine Zahnbehandlungsphobie vorliegt.

Der Fragebogen enthält vier Fragen dazu, wie sich der Patient in folgenden Situationen fühlt:

  • Sie müssen morgen zum Zahnarzt
  • Sie sitzen beim Zahnarzt im Wartezimmer
  • Sie sitzen im Behandlungsstuhl, der Zahnarzt bereitet den Bohrer vor
  • Sie sitzen im Behandlungsstuhl, um Ihre Zähne reinigen zu lassen

Wird mithilfe eines solchen Fragebogens eine Zahnbehandlungsphobie festgestellt, stehen diverse Möglichkeiten zur Therapie offen.

Therapie

  • Psychotherapeutische Verfahren und Hypnose zur Angstbewältigung.
  • Medikamentöse Angstlinderung und Entspannung.
  • Effektive Anästhesiemethoden zur Schmerzvermeidung.
  • Einsatz von Musik, Entspannung und Ablenkung als nicht-medikamentöse Interventionen.
  • Medizinische Hypnose als wirksamste Methode.
  • Vollnarkose für umfangreiche zahnärztliche Sanierungen bei stark ausgeprägter Phobie.

Grundsätzlich gilt, dass eine dauerhafte Lösung nur darin bestehen kann, die Angst ursächlich zu behandeln und so langfristig abzubauen.
Hierzu werden psychotherapeutische Verfahren sowie Hypnoseverfahren eingesetzt. Zusätzlich können Medikamente zur Angstlinderung und Entspannung zum Einsatz kommen. Insbesondere die Angst vor Schmerzen lässt sich mit den heutigen Verfahren zur Anästhesie oftmals ausschalten.

In einer Metaanalyse von 29 Studien kamen die Autoren zu dem Ergebnis, dass eine nicht-medikamentöser Interventionen gegen psychische Belastung und Angst bei Zahnbehandlungen hilft. Musik, Entspannung und Ablenkung wirkte gegen leichte bis mittlere Zahnarztangst. Medizinische Hypnose (Synonym: Hypnotherapie) erwies sich als am wirksamsten [1].

Oftmals haben Angstpatienten jahrelang den Zahnarztbesuch vermieden, sodass eine Sanierung der Zähne dringend notwendig ist. Um Patienten mit sehr stark ausgeprägter Zahnbehandlungsphobie nicht gleich zu Beginn lang andauernde Sitzungen beim Zahnarzt zuzumuten, kann eine Sanierung auch in Vollnarkose durchgeführt werden.

Literatur

  1. Burghardt S et al.: Non-pharmacological interventions for reducing mental distress in patients undergoing dental procedures: Systematic review and meta-analysis. Journal of Dentistry, 2017 Nov 14. pii: S0300-5712(17)30272-5. doi: 10.1016/j.jdent.2017.11.005.
  2. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.

     
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