Mundtrockenheit (Xerostomie)

Xerostomie (ICD-10: R68.2 – Mundtrockenheit, nicht näher bezeichnet) bezeichnet das Symptom der Mundtrockenheit.

Mundtrockenheit kann physiologisch in Stresssituationen oder bei Mundatmung auftreten, kann jedoch auch Symptom einer Erkrankung oder Nebenwirkung von Medikamenten oder Therapien sein.

Normalerweise produzieren die Speicheldrüsen täglich zwischen 500 und 1.500 Milliliter (ml) Speichel. In Ruhe wird deutlich weniger Speichel gebildet (Ruhespeichel) als bei Stimulation durch einen Reiz (stimulierter Speichel).

Symptome – Beschwerden 

Es gibt zahlreiche typische Symptome, die die Mundtrockenheit kennzeichnen und die für die Betroffenen zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität führen.
Dazu zählen unter anderem trockene Schleimhäute, das Kleben der Zunge an den Schleimhäuten, Geschmacksstörungen und Zungenbrennen. Durch den fehlenden Speichel geht auch dessen protektive Wirkung auf die Zahnhartsubstanzen verloren, sodass vermehrt Karies auftritt.
Es kommt zu Schmerzen beim Sprechen, Kauen und Schlucken und es tritt meist starker Mundgeruch – Foetor ex ore – auf, was den Patienten sehr unangenehm ist.

Prothesenträger klagen über schlecht sitzende Prothesen, da die Saughaftung durch den fehlenden oder verminderten Speichelfilm nicht mehr ausreichend gegeben ist.

Weitere Symptome können sein:

  • Ausgeprägtes Durstgefühl
  • Geschmacksstörungen (Dysgeusie)
  • Trockene, rissige  Lippen
  • Gingivitis (Zahnfleischentzündung)
  • Parodontitis –  infektiöse, entzündliche Erkrankung des Parodonts (Zahnhalteapparat) mit Zahnfleischrückgang
  • Zungenoberfläche gerötet, stark gefurcht
  • Zungenbrennen (Glossodynie, Bourning-mouth-Syndrom, BMS)

Ursachen 

Die Ursachen für Xerostomie sind vielfältig. Häufig tritt Mundtrockenheit als Nebenwirkungen bei Einnahme bestimmter Medikamente auf:

  • Antiallergika – Medikamente, die die Symptome einer Allergie dämpfen
  • Anticholinergika – Medikamente gegen Harninkontinenz (Blasenschwäche)
  • Antihistaminika – Medikamente, welche die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs Histamin abschwächen oder aufheben, indem sie Histamin-Rezeptoren blockieren (werden beispielsweise bei einer Allergie eingesetzt)
  • Antihypertensiva – Blutdrucksenkende Medikamente
  • Antiparkinson-Mittel
  • Benzodiazepine – Medikamente, die angstlösend, zentral muskelrelaxierend, sedierend und hypnotisch wirkend (sogenannte Tranquilizer)
  • Diuretika – entwässernde Medikamente
  • Hypnotika – Schlafmittel
  • Sedativa – Beruhigungsmittel
  • trizyklische Antidepressiva – sind Psychopharmaka mit Wirkung auf depressive Erkrankungen (Antidepressiva)
  • Zytostatika – Medikamente, die das Zellwachstum bzw. die Zellteilung hemmen. Sie werden vor allem zur Behandlung von Krebs (Chemotherapie) eingesetzt.

Mitunter ist ein Medikamentenwechsel möglich und kann so zur Besserung der Symptomatik führen.

Eine weitere mögliche Ursache für Xerostomie ist eine Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich. Hierbei kann es zur Schädigung der Speicheldrüsen kommen, wenn diese im Bestrahlungsfeld liegen. Eine ausgeprägte Xerostomie ist jedoch nur dann zu erwarten, wenn alle Speicheldrüsen durch die Therapie geschädigt wurden.

Eine im Rahmen der Behandlung eines Schilddrüsenkarzinoms durchgeführte Radiojodtherapie kann dosisabhängig zu einer Schädigung der Speicheldrüsen mit nachfolgender verminderter Speichelsekretion führen. Wird diese Therapie mit einer Chemotherapie kombiniert, ist die Schädigung noch häufiger.

Das Sjögren-Syndrom (Sicca-Syndrom; lat. siccus: trocken) ist eine Autoimmunerkrankung, welche mit den Symptomen Xerostomie (Mundtrockenheit), Keratokonjunktivitis sicca (trockenes Auge wg. Versiegen der Sekretion der Tränendrüsen) und Rhinitis sicca (trockene Nasenschleimhäute) und Xerostomie (Mundtrockenheit) einhergeht. Daher gilt es bei einer Xerostomie abzuklären, ob auch die anderen genannten Symptome vorhanden sind, die für ein Vorliegen dieser Autoimmunerkrankung sprechen.

Seltene Ursachen für eine Mundtrockenheit sind unter anderem:

  • AIDS-Erkrankung
  • Heerfordt-Syndrom – chronische Entzündung der Ohrspeicheldrüse (Parotis) und der Tränendrüse. Es kann mit einer Beteiligung von Regenbogenhaut und Ziliarkörper des Auges (Iridozyklitis), Hirnnerven, der weiblichen Brust oder Gonaden einhergehen; tritt insbesondere im Zusammenhang mit einer Sarkoidose der Speicheldrüsen auf.
  • Lambert-Eaton-Mysthenie-Syndrom – seltene neurologische Erkrankung, deren charakteristisches Kennzeichen eine proximal betonte Muskelschwäche ist.
  • Mukoviszidose genetisch bedingte Erkrankung, die durch die Produktion von zu zähmen Schleim in verschiedenen Organen gekennzeichnet ist.

Folgeerkrankungen 

Durch den fehlenden Speichel geht auch dessen protektive Wirkung auf die Zahnhartsubstanzen verloren, sodass vermehrt Karies auftritt. Ebenso tritt eine ausgeprägte Halitosis (Mundgeruch) auf.

Diagnostik 

Eine ausführliche Anamnese ist wesentlich, um mögliche Grunderkrankungen oder Medikamente und Therapien als Ursachen einer Xerostomie zu erkennen.

Um eine Xerostomie nachzuweisen, können neben den Beschwerden des Patienten auch klinische Untersuchungen Anwendung finden.
Mittels Sialometrie wird die Speichelmenge eines Patienten bestimmt. Hierbei wird durch das Kauen von einem Stückchen Paraffin oder ähnlichem die Speichelproduktion angeregt und der Speichel in einen Messbehälter entleert. Je nach Literatur schwanken die Angaben, ab wann eine Xerostomie vorliegt. Im Mittel liegt dieser Wert bei weniger als 0,5 ml stimuliertem Speichel pro Minute. Normale Werte liegen bei ein bis 3,5 ml pro Minute.

Weiterführende Untersuchungen sind die MRT-Sialografie (Magnetresonanztomographie/Kernspintomographie der Speicheldrüse und des Drüsenausführungsgangsystems) und die Funktionssialoszintigrafie (nuklearmedizinische Untersuchung zur Bestimmung des Aktivitätszustandes der Speicheldrüse), die Aufschluss über die Funktion der Speicheldrüsen und deren Ausscheidung geben. Die Untersuchung kann Hinweise auf beispielsweise das Sjögren-Syndrom oder die Mukoviszidose geben und gibt so mitunter Anlass zu weiterführender Diagnostik.

Ein Sjögren-Syndrom wird anhand einer Blutuntersuchung  nachgewiesen, wenn für die Erkrankung typische Antigene (Auto-AK (IgG) gegen SS-A/SS-B – positiv in 40-80 % der Fälle) vorliegen.

Therapie  

Zur Behandlung der Mundtrockenheit kann in leichten Fällen bereits das Lutschen von zuckerfreien Bonbons oder das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi angewendet werden, um die Speichelsekretion anzuregen.

In schweren Fällen kann eine künstliche Speichelersatzlösung in Form von Sprays verabreicht werden, um die Schleimhäute anzufeuchten und die Mundtrockenheit so zu lindern.

Ebenso sollte eine umfassende Mundhyieneberatung Teil der Therapie sein, da das Kariesrisiko bei Xerostomie stark erhöht ist.

Im Falle von Mundtrockenheit gilt es, zunächst die Ursache festzustellen. Wenn möglich, kann ein Medikamentenwechsel Abhilfe schaffen. Bei irreversibler Schädigung der Speicheldrüsen, beispielsweise im Rahmen einer Bestrahlung, bleibt oftmals nur die symptomatische Therapie.

Mitunter kann im Rahmen einer Bestrahlung eine operative Verlagerung der Glandula submandibularis aus dem Bestrahlungsbereich heraus erfolgen, um so deren Schädigung zu verhindern und einer Xerostomie vorzubeugen. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, wenn das Tumorgeschehen dies zulässt, die Bestrahlungsdosis im Bereich einer Glandula parotis zu reduzieren, um die Schädigung einer Drüse so zu minimieren und eine ausgeprägte Mundtrockenheit zu verhindern. Dies muss jedoch immer individuell geklärt werden und ist stets abhängig von der Lage und dem Ausmaß des Tumors.

Literatur

  1. Meyer-Lückel, H., Kielbassa, A.M.: Die Verwendung von Speichelersatzmitteln bei Patienten mit Xerostomie. Dtsch Zahnärztl Z 57, 335 (2002)
  2. Siedek V., Zengel P. , Berghaus A. Ursachen und Diagnostik der Xerostomie. zm 98, Nr. 18,  Seite 56-60 (2008)
  3. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.

     
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