Ersatzprothese

Bei einer Ersatzprothese (Synonyme: Zweitprothese, Duplikatprothese)  handelt es sich um Zahnersatz, der der Überbrückung von Zeitspannen dient, in denen die hochwertigere, dauerhaft getragene Prothese nicht zur Verfügung steht.

Die Anfertigung einer Ersatzprothese ist sinnvoll, um vor Unwägbarkeiten sicher zu sein, die man ansonsten zahnlos und somit ästhetisch wie funktionell sehr eingeschränkt überstehen müsste.

Denn Prothesenreparaturen kommen unverhofft und stellen für den Prothesenträger einen echten Notfall dar. So kann der Zahnersatz bei der Reinigung aus den Händen ins Waschbecken oder auf die Bodenfliesen rutschen oder eine Prothese, die über die Jahre an Passform eingebüßt hat und schon schaukelt, deren Unterfütterung somit schon überfällig ist, kann beim Kauvorgang mit einem Sprung oder gar Bruch auf die Belastung reagieren.

Auch für eine rechtzeitige und geplante Unterfütterung muss der permanent getragene Zahnersatz bis zu einem Tag ins zahntechnische Labor abgegeben werden. Wenngleich keine wichtigen beruflichen oder privaten Termine anstehen, wird dieser Zeitraum komfortabler mit einer Zweitprothese überbrückt, durch die das Kauen, das Sprechen und die Ästhetik weitgehend gewährleistet werden.

Letztlich nimmt die Ersatzprothese im Gepäck dem einen oder anderen Urlauber das Gefühl der Unsicherheit, das ihn beim Gedanken an unplanmäßige Zahnarztbesuche und Zahnlosigkeit im In- oder Ausland befällt.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Zur Überbrückung von Zeitspannen, in denen auf den primären Zahnersatz verzíchtet werden muss

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Keine

Die Verfahren

Der sinnvollste Zeitpunkt für die Anfertigung einer Ersatzprothese ist die zeitgleiche Herstellung mit dem primär getragenen Zahnersatz, denn dann können zeit- und kostenaufwendige Arbeitsschritte zweifach genutzt werden.

Totalprothesen (Vollprothesen für zahnlose Kiefer) werden im zahntechnischen Labor doubliert (Anfertigung von exakten Kopien von Gebissmodellen): Die fertig gestellte Originalprothese wird abgeformt und auf Basis dieser Hohlform in ein Zweitexemplar aus gleichwertigem Prothesenmaterial aus PMMA (Polymethylmethacrylat) überführt. Die Ersatzprothese steht dem Original in Ästhetik, Form und Funktion kaum nach.

Etwas anders verhält es sich bei doubliertem kombiniertem Zahnersatz. Hier sind ins Original Doppelkronen oder andere sehr passgenau arbeitende, kostenaufwendige Systeme eingearbeitet. Der Halt derartiger Prothesen ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Primärteilen, die auf den Zähnen fest verankert sind, mit in die Prothese eingearbeiteten Sekundärteilen. Diese Sekundärteile entfallen bei einer Ersatzprothese. Stattdessen werden die Primärteile lediglich mit Prothesenkunststoffmaterial zur Passung gebracht, wodurch der Prothesenhalt der Zweitprothese dem des Originals zwangsläufig nachstehen muss. Die Prothesenbasis an sich muss gegebenenfalls verstärkt, also dicker gestaltet werden, um die Bruchgefahr des teilweise zahngetragenen Ersatzes zu reduzieren.

Eine weitere Möglichkeit, eine Zweitprothese anzufertigen, besteht in der Umarbeitung eines als Interimsprothese (Übergangsprothese) getragenen Zahnersatzes, der vor Eingliederung der definitiven Prothese für einige Wochen bis Monate nach chirurgischen Maßnahmen wie z. B. Extraktionen oder Implantationen (Setzen künstlicher Zahnwurzeln) getragen werden musste. Dieser kann gegebenenfalls durch eine Unterfütterung mit Prothesenkunststoff und andere Ergänzungen die notwendige Passform und Stabilität erhalten.

Nach dem Verfahren

Wenngleich sich das Prothesenmaterial selbst nicht verändert, so finden doch Veränderungen an den mit Prothesen belasteten Kieferkämmen statt, und die eigenen wie auch die Prothesenzähne erfahren durch den Kauvorgang und Parafunktionen wie Knirschen oder Pressen eine allmähliche Abnutzung. Wird die Ersatzprothese nur im Notfall hervorgeholt, ist deshalb nicht mit einer zufriedenstellenden Kaufunktion zu rechnen. Deshalb ist es sinnvoll, die Ersatzprothese

  • gelegentlich zu tragen und so auf ihre Passgenauigkeit zu überprüfen und
  • regelmäßig zur Kontrolle beim Zahnarzt vorzulegen und anpassen zu lassen. 

Literatur

  1. Ludwig P & Niedermeier W. (2002). Checkliste Prothetik (1. Aufl.). Thieme Verlag.
  2. Gernet W, Biffar R, Schwenzer N, Ehrenfeld M & Beuer F. (2017). Zahnärztliche Prothetik (5. Auflage). Thieme Verlag.
  3. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.
  4. Kern M, Wolfart S, Heydecke G, Witkowski S & Türp JC. (2022). Curriculum Prothetik Bände 1-3 (5. Auflage). Quintessenz Verlag.

     
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