Zahnärztliche Kontrolluntersuchung

Die zahnärztliche Kontrolluntersuchung stellt ein zentrales Element der präventiven Zahnmedizin (vorbeugenden Zahnmedizin) dar. Sie dient der systematischen Erkennung, Beurteilung und Überwachung von Erkrankungen der Zähne, des Zahnhalteapparats (Gewebe, das die Zähne im Kiefer verankert) sowie der Mundschleimhaut. Durch regelmäßige Inspektionen lassen sich pathologische Veränderungen frühzeitig diagnostizieren und entsprechende therapeutische Maßnahmen rechtzeitig einleiten.

Zielsetzung

  • Früherkennung von Karies (Zahnfäule), Gingivitis (Zahnfleischentzündung) und Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats)
  • Kontrolle der Mundschleimhaut auf potenziell maligne Veränderungen (mögliche Krebsvorstufen)
  • Beurteilung des allgemeinen oralen Gesundheitszustands (Zustand von Zähnen, Zahnfleisch und Mundschleimhaut)
  • Überprüfung bereits bestehender Restaurationen (zahnärztliche Versorgungen wie Füllungen oder Kronen) und Prothetik (Zahnersatz)
  • Motivation und Aufklärung zur individuellen Mundhygiene (Zahnpflege)

Untersuchungsumfang

1. Visuelle Inspektion der Zähne

  • Feststellung kariöser Läsionen (Kariesstellen)
  • Kontrolle von Füllungen, Kronen, Brücken auf Randschluss (dichte Anpassung) und Frakturen (Risse, Brüche)
  • Einschätzung von Abrasionen (Abnutzung), Erosionen (säurebedingter Abtrag) und anderen Zahnhartsubstanzdefekten (Schäden am Zahnschmelz oder Dentin)

2. Beurteilung des Zahnfleischs (Gingiva)

  • Inspektion auf Zeichen einer Gingivitis (Zahnfleischentzündung) – Rötung, Schwellung, Blutungsneigung
  • Erkennung beginnender parodontaler Erkrankungen (Zahnbetterkrankungen) – Taschenbildung, Attachmentverlust (Verlust der Verankerung)
  • Messung von Sondierungstiefen (Tiefenmessung am Zahnfleischrand) bei Bedarf

3. Untersuchung der Mundschleimhaut

  • Kontrolle der Wangenschleimhaut, Lippen, Zunge, Gaumen und Mundboden
  • Detektion von Leukoplakien (weiße Schleimhautveränderungen), Lichen ruber planus (chronisch-entzündliche Schleimhauterkrankung), Erythroplakien (rote Schleimhautveränderungen) und Ulzerationen (Schleimhautgeschwüre)
  • Einschätzung möglicher Präkanzerosen (Vorstufen von Krebs) und Tumorverdachtsdiagnosen

4. Funktionelle Beurteilung

  • Kontrolle der Okklusion (Zusammenbiss) – Kieferrelation, Bisslage
  • Untersuchung auf Knirschen (Bruxismus), Pressen und craniomandibuläre Dysfunktionen (CMD; Funktionsstörungen im Kiefergelenk)

5. Dokumentation und Verlaufskontrolle

  • Befunderhebung im Zahnschema (grafische Darstellung der Zähne)
  • Verlaufskontrolle von bestehenden Auffälligkeiten
  • Erfassung des Recall-Intervalls (Wiederholungsintervall) auf Basis des individuellen Risikoprofils

Schleimhautveränderungen und orale Krebsvorstufen

Die Kontrolle der Mundschleimhaut dient nicht nur der Erkennung entzündlicher oder traumatischer Veränderungen, sondern auch der Früherkennung von potenziell malignen Läsionen (Krebsvorstufen):

  • Leukoplakie: Weißliche, nicht abwischbare Läsion mit möglichem Präkanzerose-Potenzial
  • Erythroplakie: Rötliche Schleimhautveränderung mit hohem Risiko einer malignen Transformation (Entartung)
  • Lichen ruber planus: Chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung mit karzinogenem Potenzial (Krebsrisiko)
  • Persistierende Ulzerationen: Warnzeichen für ein Plattenepithelkarzinom (Krebsform der Schleimhaut) der Mundhöhle

Im Verdachtsfall erfolgt die Überweisung zur Biopsie (Gewebeprobe) sowie ggf. weiterführenden bildgebenden Diagnostik (z. B. Magnetresonanztomographie oder Computertomographie).

Häufigkeit und rechtlicher Rahmen

  • Bei gesetzlich Versicherten in Deutschland: Anspruch auf eine zahnärztliche Kontrolluntersuchung zweimal pro Jahr gemäß Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA)
  • Dokumentation im Bonusheft zur Erhöhung des Festzuschusses bei Zahnersatz
  • Bei erhöhtem Karies- oder Parodontitisrisiko: verkürzte Kontrollintervalle im Rahmen eines individuellen Recalls (regelmäßiger Wiedervorstellung)

Bedeutung für die Prävention

Die regelmäßige zahnärztliche Kontrolluntersuchung ist eine essentielle Maßnahme zur Sicherung der Mundgesundheit. Sie ermöglicht eine frühzeitige therapeutische Intervention (Behandlung), reduziert Folgekosten durch Zahnerhaltungsmaßnahmen und trägt zur allgemeinen Gesundheitsvorsorge bei – insbesondere im Hinblick auf systemische Zusammenhänge (z. B. Parodontitis und kardiovaskuläre Erkrankungen [Herz-Kreislauf-Erkrankungen]).

Fazit
Die zahnärztliche Kontrolluntersuchung ist ein niedrigschwelliges, nicht-invasives und kosteneffektives Instrument zur Erhaltung der Mundgesundheit. Ihre regelmäßige Durchführung ist aus präventivmedizinischer Sicht uneingeschränkt zu empfehlen.