Kieferorthopädische Kontrolle
Die kieferorthopädische Kontrolle (Kontrolle der Zahn- und Kieferentwicklung) stellt einen wichtigen Bestandteil der zahnärztlichen Prävention (Vorbeugung) im Kindes- und Jugendalter dar. Ziel ist die frühzeitige Erkennung von Zahnfehlstellungen (schiefen Zähnen) und Kieferanomalien (Fehlentwicklungen des Kiefers), um bei Bedarf rechtzeitig therapeutische Maßnahmen – etwa eine kieferorthopädische Behandlung (Behandlung mit Zahnspange) – einleiten zu können.
Indikation und Zeitpunkt
- Erstkontrolle im frühen Wechselgebiss
Die erste kieferorthopädische Beurteilung (zahnärztliche Einschätzung der Zahnstellung) erfolgt idealerweise zwischen dem 7. und 9. Lebensjahr, wenn Milchzähne und bleibende Zähne gleichzeitig vorhanden sind. - Frühdiagnostik bei Auffälligkeiten
Bei funktionellen Störungen (Störungen von Mundfunktionen) wie Kreuzbiss (Seitwärtsbiss), frontal offenem Biss (keine Berührung der Frontzähne), persistierendem Daumenlutschen oder Lispeln kann eine Kontrolle auch früher notwendig sein. - Regelmäßige Verlaufskontrollen
Bei unklaren Befunden oder Verdacht auf spätere Therapiebedürftigkeit sollten Kontrolluntersuchungen in halbjährlichen bis jährlichen Abständen erfolgen.
Inhalte der Kontrolle
- Zahnstellung
- Beurteilung von Engständen (zu wenig Platz für Zähne), Lückenbildungen, Kippungen und Rotationen
- Prüfung des Zahndurchbruchs (Durchtritt der Zähne) und der Zahnachsen (Ausrichtung der Zähne)
- Kieferentwicklung und Okklusion (Bisslage)
- Analyse der sagittalen (vorder-hinteren), vertikalen (oben-unten) und transversalen (seitlichen) Kieferrelation (Lage der Kiefer zueinander)
- Einschätzung von Überbiss, Kreuzbiss, offener Biss oder Tiefbiss
- Funktionelle Aspekte
- Überprüfung von Zungenlage, Lippenfunktion und Schluckmuster
- Erkennung parafunktioneller Gewohnheiten (z. B. Zähneknirschen)
- Bildgebung bei Bedarf
- Panoramaschichtaufnahme (Übersichtsaufnahme aller Zähne) zur Darstellung der Zahnanlagen
- Fernröntgenseitenbild (Profilröntgen) zur Analyse der Kieferlage und Profilentwicklung
Zielsetzung der Kontrolle
- Früherkennung behandlungsbedürftiger Fehlentwicklungen
- Identifikation von Platzmangel, Kieferfehlstellungen und Wachstumsdiskrepanzen
- Vermeidung einer später aufwendigeren Behandlung
- Therapieempfehlung
- Einschätzung des Behandlungsbedarfs und Auswahl des geeigneten Zeitpunkts
- Entscheidung über herausnehmbare oder festsitzende Apparaturen (Zahnspangen)
- Überweisung an den Fachzahnarzt für Kieferorthopädie bei komplexen Befunden
Bedeutung für die Prävention
Regelmäßige kieferorthopädische Kontrollen tragen wesentlich zur funktionellen und ästhetischen Entwicklung des stomatognathen Systems (Zähne, Kiefer, Muskulatur) bei. Eine gezielte Frühbehandlung kann nicht nur die spätere Behandlung vereinfachen, sondern auch Sprachentwicklung, Kaufunktion und psychosoziales Wohlbefinden positiv beeinflussen. Die Zusammenarbeit mit Kinderzahnärzten, Logopäden und HNO-Ärzten ist dabei oft essenziell.