Tetracyclinfaden

Ein Tetracyclinfaden ist ein mit dem Antibiotikum Tetracyclin getränkter Faden zur lokalen Anwendung in den Parodontaltaschen (Zahnfleischtaschen, die von bakterieller Plaque besiedelt sind). Tetracyclin ist ein Breitbandantibiotikum, welches von Streptomyceten (Streptomyces aureofaciens) produziert und gegen zahlreiche bakterielle Infektionen eingesetzt wird. Die Fäden geben kontinuierlich für mehr als sieben Tage Tetracyclin in die erkrankte Parodontaltasche ab.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Behandlung parodontaler Taschen bei Erwachsenen

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Überempfindlichkeit gegenüber Tetracyclin
  • Schwangerschaft und Stillzeit

Tetracyclin verursacht bei oraler Gabe bleibende Verfärbungen an den Zähnen des Kindes und geht in die Muttermilch über. Es wird daher von der Anwendung der Fäden, obgleich nicht sicher ist, inwieweit dieser Effekt auch bei lokaler Applikation auftritt, während Schwangerschaft und Stillzeit abgeraten.

Das Verfahren

Eine Parodontitis (Entzündung des Zahnbetts und Zahnhalteapparats) hat nicht nur Folgen für das Gebiss wie Blutungen, Schmerzen, Mundgeruch (Halitosis, Foetor ex ore), Zahnlockerungen bis zum Zahnverlust, sondern die Entzündung hat auch Folgen für den gesamten Körper.
Daher ist es enorm wichtig, die Bakterien und Keime in den Parodontaltaschen zu entfernen. Bei generalisierten Parodontitiden mit nachgewiesenen parodontopathogenen Keimen geschieht dies über die Einnahme von Tabletten (systemische Antibiose), was sich jedoch immer auf den ganzen Organismus auswirkt und nicht nur in den zu behandelnden Parodontaltaschen.

Wenn nach abgeschlossener konventioneller Parodontalbehandlung vereinzelt residuale Taschen zurückbleiben, so muss nicht immer eine Antibiose erfolgen. In diesen Fällen hat sich die lokale Behandlung durchgesetzt, also die gezielte Gabe von Antibiotika in die Zahntasche. Dazu wird der Zahnarzt vorsichtig die gesamte Parodontalasche mit dem Tetracyclinfaden ausfüllen. Ein Cyano-Acryl-Zahnfleischkleber sollte zur Bedeckung des Fadens verwendet werden, damit dieser nicht vorzeitig verloren geht.

Das Tetracyclin wirkt unter anderem gegen folgende parodontopathogene Keime:

  • Porphorymonas gingivalis
  • Fusobacterium nucleatum
  • Prevotella intermedia
  • Aggregatibacter actinomycetemcomitans

Insbesondere Aggregatibacter actinomycetemcomitans lässt sich rein mechanisch nur unzulänglich entfernen.

Während der Liegedauer des Fadens darf in diesem Bereich nur vorsichtige Mundhygiene betrieben werden, um den Faden nicht vorzeitig zu verlieren. Bei Verlust des Fadens muss eine erneute Applikation erfolgen, wenn nicht fast die gesamte Liegedauer bereits abgelaufen ist.

Nach etwa zehn Tagen wird der Faden wieder entnommen.

Ihr Nutzen

Residuale Taschen mit dort verbliebenen Bakterien nach Parodontitistherapie können zur Reinfektion des gesamten Parodonts und einem Wiederauftreten der Parodontoalerkrankung führen. Durch rechtzeitige Behandlung dieser Taschen kann eine erneute Ausbreitung der Bakterien gezielt verhindert werden.

Zahnverluste werden vermieden und Sie können auch weiterhin mit Ihren natürlichen Zähnen durchs Leben gehen.

Literatur

  1. Eickholz P: Glossar der Grundbegriffe für die Praxis. Medikamententräger für die topische subgingivale Applikation von Antiseptika und Antibiotika. Parodontologie 17(3) 271-276 (2006)
  2. Heidemann D. (2007). Parodontologie (4. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  3. Müller HP. (2012). Checklisten der Zahnmedizin Parodontologie (3. Aufl.). Thieme Verlag.
  4. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.
  5. Eickholz P. (2021). Parodontologie von A bis Z (2. Aufl.). Quintessence Publishing.

     
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