Demonstration bakterieller Plaque

Als Plaque oder Biofilm werden mikrobielle Beläge bezeichnet, die sich auf den Oberflächen und in den Approximalräumen der Zähne bilden, besonders wenn die Zahnpflege unzureichend ist. Die Demonstration dieser bakteriellen Plaque ist für den Patienten von großem Nutzen, da sie hilft, Mundhygienedefizite zu erkennen und gezielt zu verbessern.

In der Mundhöhle jedes Menschen befindet sich eine Vielzahl von Mikroorganismen, die ein ausgewogenes Ökosystem bilden. Diejenigen Mikroorganismen, die sich auf den harten Zahnflächen ansiedeln, bilden die Plaque, die ohne geeignete Hygienemaßnahmen zur Entstehung von Karies und Zahnfleischerkrankungen führen kann.

Phasen der Plaque-Entwicklung

  1. Pellikelbildung: Kurz nach der Zahnreinigung bildet sich ein Schmelzoberhäutchen.
  2. Initiale Neubesiedlung: Innerhalb weniger Stunden bis zwei Tage siedeln sich Mikroflora an.
  3. Junge Plaque: Nach drei Tagen entsteht eine organisierte Form, in der Mikroorganismen in einer Polymermatrix liegen.
  4. Reife Plaque: Nach sieben Tagen ungestörter Entwicklung.

Risiken durch Plaque

  • Karies: Bei übermäßigem Zuckerkonsum vermehren sich kariogene Keime wie Mutans-Streptokokken, die Zucker in Milchsäure umwandeln, wodurch die Zahnhartsubstanz demineralisiert wird.
  • Gingivitis und Parodontitis: Langfristig führt die Plaqueakkumulation zu Zahnfleischentzündungen und möglicherweise zu Schäden am Zahnhalteapparat.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die Demonstration ist immer dann angezeigt, wenn eine gezielte Motivation des Patienten zur Verbesserung der Mundhygiene erforderlich ist. Durch das Anfärben der Plaque werden dem Patienten die Bereiche aufgezeigt, die bei der Zahnpflege besonders beachtet werden müssen.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Erythrosin: Nicht geeignet bei Jodallergie wegen des Jodgehalts.
  • Anilinfarbstoffe wie Gentianaviolett und Fuchsin: Aufgrund ihrer potenziell krebserregenden Wirkung nicht mehr zulässig.

Vor der Untersuchung

Vor der Untersuchung muss vorliegen bzw. erfolgen: 

  • Einverständnis des Patienten zum Einfärben der Plaque muss eingeholt werden, da die gesamten Mundschleimhäute für mehrere Stunden von der Färbung betroffen sein können. Bei Kindern und Jugendlichen ist die Zustimmung größer als bei Erwachsenen, deren Motivation alternativ mit der Messung von Zahnfleischtaschentiefen oder Blutungsindizes erfolgen kann.
  • Vorausgehende Erklärungen über den zu erwartenden Anblick sind sinnvoll, zumal auch die Mund- und Lippenschleimhaut von der Anfärbung betroffen sein kann.
  • Vorheriges Auftragen von Vaseline ist ratsam, um das Einfärben der Lippen zu verhindern.

Die Verfahren

I. Mithilfe von flüssigen Plaquerevelatoren wird der Biofilm wie folgt eingefärbt:

  • Der Revelator wird tupfend, nicht wischend, mit einem getränkten Watte- oder Schaumstoffpellet auf die Zahnoberflächen aufgetragen.
  • Anschließend entfernt der Patient überschüssiges Färbemittel durch zweimaliges Nachspülen mit Wasser.
  • Im Spiegel bekommt der Patient alle für ihn relevanten Befunde erklärt und wird gezielt auf die Bereiche aufmerksam gemacht, die er in seine künftige Putztechnik einbeziehen muss.
  • Der Befund wird in einem Plaque-Index festgehalten.

II. Die Verwendung von Kautabletten ist für die zahnärztliche Praxis weniger empfehlenswert, da zum einen das Zerkauen oft als unangenehm empfunden wird, zum anderen die Schleimhäute stärker mit eingefärbt werden als bei der unter I. beschriebenen Direktapplikation des Farbstoffs auf die Zahnoberflächen. Allerdings stellen die Kautabletten für den häuslichen Bereich eine sinnvolle Möglichkeit zur Überprüfung des Putztrainings für den Patienten selbst dar.

Als Revelatoren werden u. a. folgende Substanzen eingesetzt:

  • Erythrosin  (Tetrajod-Fluorescin-Na, E 127, rot färbend)
  • Patentblau (Brillantblau, Lebensmittelfarbstoff, E 133, blau färbend)
  • zweiphasige Revelatoren (z. B. Mira-2-Ton® erythrosinfrei): die junge Plaque der Initialisierungsphase wird rosa eingefärbt, reife Plaque erscheint blau. Durch diesen Effekt lassen sich gezielt dauerhafte Putzmängel aufdecken.
  • Natrium-Fluorescein (PlaqueTest Vivadent) schimmert gelb, jedoch nur bei Beleuchtung mit Blaulicht (z. B. Polymerisationslampe)

Nach der Untersuchung

Die Verwendung von Plaquerevelatoren, mit Ausnahme des Natrium-Fluoresceins, macht eine professionelle Zahnreinigung erforderlich, bei der nicht nur die Zähne, sondern auch die Lippen- und Zungenschleimhaut von den Farbauflagerungen befreit werden.

Literatur

  1. Roulet JF, Zimmer S: Farbatlanten der Zahnmedizin 16. Prophylaxe und Präventivmedizin. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2003
  2. Heidemann D. (2007). Parodontologie (4. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  3. Meyer-Lückel H, Paris S & Ekstrand KR. (2012). Karies: Wissenschaft und Klinische Praxis (ZMK Praxis) (1. Edition). Thieme Verlag.
  4. Müller HP. (2012). Checklisten der Zahnmedizin Parodontologie (3. Aufl.). Thieme Verlag.
  5. Roulet JF, Fath S & Zimmer S. (2017). Zahnmedizinische Prophylaxe (5. Aufl.). Elsevier, München / Urban & Fischer.
  6. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.
  7. Hellwege KD. (2018). Die Praxis der zahnmedizinischen Prophylaxe (7. aktualisierte und erweiterte Aufl.). Thieme Verlag.
  8. Eickholz P. (2021). Parodontologie von A bis Z (2. Aufl.). Quintessence Publishing.

     
Wir helfen Ihnen in jeder Lebenslage
Die auf unserer Homepage ür Sie bereitgestellten Gesundheits- und Medizininformationen ersetzen nicht die professionelle Beratung oder Behandlung durch einen approbierten Arzt.
DocMedicus Suche

ArztOnline.jpg

DocMedicus
Gesundheitsportal

 

Unsere Partner