Kraniosakraltherapie

Die Kraniosakraltherapie (Synonyme: Craniosacraltherapie; craniosacrale therapy; CST) ist eine Behandlungsform, die sich von W. G. Sutherlands kraniosakralen Osteopathie (1930) ableitet und zum Bereich der manuellen Medizin (= manuelle Therapiemethode) gehört. Das Verfahren wurde 1970 von dem Amerikaner J. G. Upledger entwickelt und als Verfeinerung der kraniosakralen Osteopathie vorgestellt. Die Kraniosakraltherapie setzte sich zuerst in den USA durch, bevor sie in Europa bekannt wurde. Sie stützt sich auf die Annahme, dass das sogenannte kraniosakrale System als physiologisches eigenständiges System bei Erkrankungen beeinflusst werden könne und durch eine gezielte Behandlung den Beschwerden entgegengewirkt werden könne. Zunächst wird der Körperzustand ermittelt und anschließend mit sanftem Druck und Massagen die Störungen und Beschwerden des Körpers behoben.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Apoplex (Schlaganfall)
  • chronischen Schmerzen
  • Cephalgie (Kopfschmerzen)
  • Depression
  • Geburtstraumata
  • Koliken
  • Lesestörungen bzw. Lernschwierigkeiten
  • Migräne
  • M. Menière – Fehlfunktion des Innenohrs, die zu Anfällen von Vertigo (Schwindel), Nausea (Übelkeit) und Erbrechen führt
  • Probleme am Skelett- und Muskelsystem – Schmerzen oder Symptome, die auf Irritation der Muskulatur oder des Skelettsystems zurückzuführen sind, u. a. Kiefergelenksbeschwerden, Rückenschmerzen
  • Ohrinfektionen
  • Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
  • Strabismus (Schielen)
  • zerebrale Dysfunktion – Fehlfunktion des Gehirns
  • Zerebralparese – Lähmung infolge eines frühkindlichen Hirnschadens
  • Seelischen und körperlichen Folgen von Unfällen und Operationen

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Intrakranielles Aneurysma (Aussackung eines Hirngefäßes, das aufreißen und zu einer intrakraniellen Blutung (Hirnblutung) führen kann)
  • Intrakranielle Blutung (Hirnblutung)
  • Subdurale oder subarachnoidale Blutung (Blutung im Bereich der Hirnhäute)
  • Verstärkter intrakranieller Druck – erhöhter Druck im Schädelinnern, z. B. durch ein Hirnödem (Hirnschwellung)

Das Verfahren

In ihren Grundzügen bzw. Techniken entspricht die Kraniosakraltherapie weitgehend der konventionellen Osteopathie, die auf der Palpationsfähigkeit (Fähigkeit, durch gezieltes Fühlen und Tasten den menschlichen Körper zu ergründen und zu beurteilen) des Osteopathen basiert. Grundlage der Kraniolsakraltherapie ist das kraniosakrale System, welches besonders durch die funktionelle Einheit aus Kranium (knöcherner Schädel) und Sakrum (Kreuzbein) gekennzeichnet ist.

Das kraniosakrale System besteht aus den folgenden Strukturen:

  • Meningen – Hirnhäute; dieses sind strukturierte Bindegewebsschichten, die das gesamte zentrale Nervensystem (ZNS), also das Gehirn und das Rückenmark, umschließen
  • Knochenstrukturen, an denen die Meningen befestigt sind – z. B. die Schädelknochen, die Wirbelkörper und das Os sacrum (Kreuzbein) 
  • bindegewebige Strukturen in direkter Nachbarschaft der Meningen
  • Zerebrospinalflüssigkeit, der sogenannte Liquor cerebrospinalis – klare, zellarme Flüssigkeit, die die Strukturen des ZNS (Rückenmark, Gehirn) umspült
  • Strukturen, die an der Herstellung (Plexus choroideus), Speicherung (Liquorraum) und Resorption (venöse Gefäßnetze) des Liquors beteiligt sind

Das zentrale Element der Therapie ist die Annahme, dass der Liquor ständig und rhythmisch mit einer Grundfrequenz von ca. 6-12 Zyklen pro Minute pulsiert. Dieser kraniosakrale Puls wird auch als kraniosakraler Rhythmus bezeichnet und hat eine entscheidende Wirkung auf den Körper. Bei Erkrankungen ändert sich laut Upledger der Rhythmus erheblich. Bei komatösen Patienten mit einer Hirnläsion (Verletzung des Gehirns) ist die Frequenz des Pulses verringert, während sie bei akuten Fieberzuständen erhöht sei. Außerdem lässt eine Veränderung der Pulsamplitude Rückschlüsse auf die Vitalität des Organismus zu. Dieser Puls kann durch den Therapeuten ähnlich wie ein peripherer Puls ertastet werden. Er gibt den Takt für die Ruheatmung und zeigt die Ordnung und Beweglichkeit des Schädelskeletts an, dessen Störungsfreiheit für das Wohlbefinden gewährleistet sein muss. Der Puls wird zunächst ertastet und gibt Aufschluss darüber, an welcher Stelle des Körpers ein Ungleichgewicht oder eine Störung vorliegt.

Während der Therapiesitzung liegt oder sitzt der Patient. Der Therapeut berührt mit leichtem Druck knöcherne Strukturen wie den Schädel oder das Sakrum und die umgebende Muskulatur, um das zugrunde liegende Problem zu bestimmen. Die diagnostizierten bzw. auffälligen Stellen und Zonen werden im Rahmen der Kraniolsakraltherapie mit sanftem Druck, sanften Massagen und anderen Techniken behandelt, um so wieder eine normale Bewegungsfreiheit des Körpers herzustellen und Störungen und Ungleichgewichte auszubalancieren. Die erste Behandlung dauert in der Regel eine halbe Stunde, während Folgesitzungen kürzer sind.

Ihr Nutzen

Die Kraniosakraltherapie kann eine Bedeutung für Ihre Gesundheit und die natürliche Funktionsfähigkeit Ihres Körpers haben. Störungen dieses Systems können behoben werden, um Ihr Wohlbefinden und Ihre Vitalität wiederherzustellen. Die Kraniosakraltherapie bietet sich Ihnen als medikamentenfreie und sanfte Behandlungsmethode an. 

Ein Zahnarzt empfiehlt Ihnen die Kraniosakraltherapie meist, wenn Sie unter häufigen Kopfschmerzen oder Migräne leiden und ganz besonders bei Kiefergelenksbeschwerden.

Hier kann die Therapie eine deutliche Besserung bewirken und zu einer tiefen Entspannung führen, die Sie Ihre Schmerzen bald vergessen lässt.

Literatur

  1. Edzard  E, Eisenberg D: Praxis Naturheilverfahren: Evidenzbasierte Komplementärmedizin. Springer Verlag 2005
  2. Liem T: Kraniosakrale Osteopathie: Ein praktisches Lehrbuch. Georg Thieme Verlag Stuttgart 2005
  3. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.

     
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