Kariologie: Ursachen, Diagnostik, Prävention und moderne Therapien bei Karies
Die Kariologie (Lehre von der Entstehung und Behandlung von Karies) ist das zahnmedizinische Fachgebiet zur Erforschung, Diagnostik, Prävention und Behandlung der Karieserkrankung (Zahnfäule). Trotz erheblicher Fortschritte in der Prophylaxe (Vorbeugung) zählt Karies nach wie vor zu den weltweit häufigsten chronisch-infektiösen Erkrankungen. Die Prävalenz (Häufigkeit des Auftretens) ist alters- und schichtübergreifend hoch und stellt insbesondere bei mangelnder Prävention eine erhebliche Belastung der oralen Gesundheit (Mundgesundheit) dar.
Die Karies entsteht durch ein multifaktorielles Wechselspiel (Zusammenspiel vieler Faktoren) mikrobieller, substratbezogener, speichelphysiologischer (den Speichel betreffender) und verhaltensabhängiger Faktoren (z. B. Ernährung, Mundhygiene). Hauptverursacher sind acidogene Mikroorganismen (säurebildende Bakterien) wie Streptococcus mutans, deren Stoffwechselprodukte – insbesondere Milchsäure – zur Demineralisation der Zahnhartsubstanz (Entkalkung des Zahnschmelzes und Zahnbeins) führen. Dabei kommt der Speichelzusammensetzung, der individuellen Mundhygiene und der Ernährungsweise eine zentrale Rolle zu.
Moderne kariologische Konzepte fokussieren auf frühzeitige Diagnostik, risikoadaptierte Prävention (Vorbeugung angepasst an das individuelle Kariesrisiko) und substanzschonende Therapieformen (zahnerhaltende Behandlungsverfahren). Neben konventionellen restaurativen Maßnahmen kommen zunehmend minimalinvasive Verfahren (Eingriffe mit möglichst geringer Schädigung gesunder Zahnsubstanz), bioaktive Materialien (Zahnfüllstoffe mit unterstützender Wirkung auf Zahnhartsubstanz) sowie nichtinvasive Strategien wie Remineralisierung (Wiedereinlagerung von Mineralien), Kariesinfiltration (Versiegelung beginnender Karies) oder photodynamische Verfahren (lichtaktivierte Keimabtötung) zum Einsatz.
Der folgende Überblick gliedert die zentralen Einzelthemen der Kariologie in strukturierter Form:
Ätiologie und Pathogenese (Ursachen und Entstehung)
- Entwicklung und Pathogenese von Karies – Beschreibung der mikrobiellen, chemischen und strukturellen Prozesse der Kariesentstehung
- Demonstration bakterieller Plaque – Visualisierung mikrobieller Biofilme (Bakterienbeläge) als Risikomarker
Diagnostik
- Kariesdiagnostik – Visuelle, taktile und ergänzende Verfahren zur Erkennung kariöser Läsionen
- Lasergestützte Kariesdiagnostik – Fluoreszenzbasierte Detektion initialer Läsionen
- Faseroptische Transillumination (FOTI) – Strahlungsfreies Verfahren zur Detektion approximaler Karies (zwischen den Zähnen)
- Röntgendiagnostik zur Kariesfrühdiagnostik – Darstellung okklusaler (Kauflächen) und approximaler Läsionen mittels intraoraler Aufnahmen (Aufnahmen im Mund)
- Kariesdetektor – Farbstoffgestützte Sichtbarmachung von Demineralisationen (Entkalkungen)
- Speicheldiagnostik (Kariesrisikobestimmung) – Analyse der Speichelmenge, Speichelzusammensetzung und Keimbelastung
- Puffer-Kapazitätsbestimmung – Beurteilung der Speichelresistenz gegenüber pH-Schwankungen (Fähigkeit zur Neutralisierung von Säuren)
Risikobestimmung und Verlaufskontrolle
- Kariesrisikobestimmung – Erfassung individueller Risikofaktoren zur Steuerung präventiver und therapeutischer Maßnahmen
- Demonstration bakterieller Plaque – Indikator für Reinigungsdefizite und mikrobielles Risiko
- Speicheldiagnostik (Kariesrisikobestimmung) – Prognostisches Instrument zur Verlaufskontrolle
- Puffer-Kapazitätsbestimmung – Korrelation mit Progressionswahrscheinlichkeit (Wahrscheinlichkeit, dass sich Karies verschlimmert)
Prävention
- Fluoridierung – Topische (örtliche) und systemische Applikation zur Schmelzhärtung und Remineralisierung
- Kariesschutz durch Xylit – Zuckerersatzstoff mit antikariogener Wirkung
- Zahnschmelz-Remineralisierung – Unterstützung der natürlichen Reparaturprozesse durch Calcium- und Phosphatfreisetzung
- Diätetische Beratung in der Kariesprävention – Ernährungslenkung zur Reduktion fermentierbarer Kohlenhydrate (zuckerhaltiger Lebensmittel)
Therapie (Behandlung)
- Carisolv – Chemomechanische Kariesentfernung bei selektiver Schonung gesunder Zahnhartsubstanz
- Kariesbehandlung mittels Ozon – Antimikrobielle Therapie initialer Läsionen
- Kariesinfiltration – Mikroinvasive Behandlung nichtkavitierter Läsionen (ohne sichtbares Loch) mittels flüssiger Kunststoffe
- Kariestherapie mit minimalinvasiven Techniken – Substanzschonung durch selektive Exkavation (Entfernung erkrankter Substanz)
- Keimreduktion mit photoaktivierter Chemotherapie (PACT®) – Photodynamisches Verfahren zur selektiven Desinfektion
- Einsatz von bioaktiven Materialien in der Kariestherapie – Förderung der Remineralisierung und antibakterieller Schutz
Jeder dieser Aspekte wird in einem eigenen Fachartikel innerhalb dieses Zahnlexikons vertieft dargestellt. Die Inhalte basieren auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und orientieren sich soweit vorhanden an evidenzbasierten Leitlinien der konservierenden Zahnheilkunde (zahnerhaltende Zahnmedizin).