Parodontaler Screening Index (PSI)

Mit der Erhebung des Parodontalen Screening Index (PSI, Periodontal Screening Index) kann der Zahnarzt ohne großen Aufwand im Rahmen der Routineuntersuchungen den Schweregrad einer Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats) ermitteln und bei Behandlungsbedarf frühzeitig therapeutische Maßnahmen einleiten.

Der PSI wurde in den 1990-er Jahren entwickelt. Während er in den Niederlanden schon seit einigen Jahren obligatorischer Bestandteil jeder zahnärztlichen Routineuntersuchung ist, ist er in Deutschland seit 2004 in den Katalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen und kann im Abstand von zwei Jahren bei Kindern und Erwachsenen erhoben werden.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Routinemäßiges Screening des parodontalen Gesundheitszustands aller Patienten
  • Zur frühzeitigen Einleitung einer Parodontaltherapie
  • Zur Verlaufskontrolle nach erfolgter Parodontaltherapie im Rahmen der Unterstützenden Parodontitistherapie (UPT)
  • Zur frühzeitigen Erkennung eines Rezidivs (eines Wiederauftretens der Parodontalerkrankung)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • keine

Die Verfahren

I. Erwachsene

  • Zur Erhebung des PSI wird jeder Kiefer zunächst in drei Abschnitte unterteilt: in beide Seitenzahnbereiche und das Frontzahngebiet. Für das gesamte Gebiss ergeben sich somit sechs Abschnitte, die sogenannten Sextanten:
Sextant Kieferabschnitt
S1 Backenzähne oben rechts
S2 Frontzahnbereich oben
S3 Backenzähne oben links
S4 Backenzähne unten links
S5 Frontzahnbereich unten
S6 Backenzähne unten rechts
  • An jedem Zahn wird durch vorsichtiges Sondieren an bis zu sechs Stellen mit einer WHO-Sonde (Sonde der World Health Organization: an der Spitze abgerundet und mit spezieller Skala versehen) die Sondierungstiefe der Zahnfleischtasche ermittelt und durch behutsames Streichen im Gingivalsulcus (zirkulär um den Zahn verlaufende Vertiefung zwischen Zahn und Zahnfleisch) die Blutungsneigung erhoben.
  • Pro Sextant wird jeweils nur der schlechteste Wert in ein spezielles Befundschema eingetragen:
PSI-Code Sondierungstiefe  Blutungsneigung
  • Zahnstein oder
  • Biofilm (Beläge) oder
  • defekte Restaurationsränder
Therapie
0 < 3,5 mm  keine  keine Recall (regelmäßige Kontrolle)
1 < 3,5 mm  Blutung  keine
  • Motivation
  • Mundhygieneanleitung
  • Recall
2 < 3,5 mm  eventuell  vorhanden
  • Professionelle Zahnreinigung (PZR)
  • ggf. Konturierung von Füllungsrändern
  • Motivation
  • Mundhygieneanleitung
  • Recall
3 > 3,5 mm bis
< 5,5 mm  
    Verdacht auf leicht bis mittelschwere Parodontitis, daher:
  • Erhebung eines ausführlichen Parodontalbefundes
  • Professionelle Zahnreinigung
  • Mundhygieneanleitung
  • ggf. systematische Parodontitistherapie
 
4 > 5,5 mm     Verdacht auf mittelschwere bis schwere Parodontitis, daher:
  • Erhebung eines ausführlichen Parodontalbefundes
  • Professionelle Zahnreinigung
  • Mundhygieneanleitung
  • Systematische Parodontitistherapie

II. Kinder

Bereits im Kindesalter kann es zum Auftreten einer Parodontalerkrankung (Erkrankung des Zahnhalteapparats) kommen. Da diese frühe Form der Parodontitis an den ersten Molaren (erste hintere Backenzähne, Sechs-Jahr-Molaren) und an den Incisivi (Schneidezähne) beginnt, wird bei Kindern die Messung auf die Zähne 11, 31 und die Sechs-Jahr-Molaren begrenzt.

Nach dem Verfahren

Nach der Erhebung des PSI werden bei entsprechendem Befund die weiterführenden Therapiemaßnahmen eingeleitet.

Mögliche Komplikationen

  • keine

Literatur

  1. Deutsche Gesellschaft für Parodontologie: PSI – Der Parodontale Screening Index. Fachreihe der DGP
  2. Heidemann D. (2007). Parodontologie (4. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  3. Müller HP. (2012). Checklisten der Zahnmedizin Parodontologie (3. Aufl.). Thieme Verlag.
  4. Ratka-Krüger P: Individualprophylaxe. Kassenzahnärztliche Vereinigung Hessen (Hrsg.) 2012
  5. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.
  6. Eickholz P. (2021). Parodontologie von A bis Z (2. Aufl.). Quintessence Publishing.