Systemische Auswirkungen von Parodontalerkrankungen

Parodontalerkrankungen, insbesondere Parodontitis, sind nicht nur auf den Mundraum beschränkt, sondern können weitreichende systemische Auswirkungen haben. Diese Erkrankungen sind durch chronische Entzündungsprozesse im Parodontium (Zahnhalteapparat) gekennzeichnet und stehen im Verdacht, verschiedene systemische Erkrankungen zu beeinflussen oder deren Verlauf zu verschlimmern.

Kardiovaskuläre Erkrankungen

  • Atherosklerose (Arteriosklerose; Arterienverkalkung): Es gibt Hinweise darauf, dass Parodontitis das Risiko für Arteriosklerose und Herzinfarkt erhöhen kann.
  • Endokarditis (Herzinnenhautentzündung): Parodontale Bakterien können in die Blutbahn gelangen und eine bakterielle Endokarditis verursachen, besonders bei Personen mit bestehenden Herzklappenfehlern.

Diabetes mellitus

  • Wechselwirkung: Parodontitis kann die Blutzuckerkontrolle bei Diabetikern erschweren, und umgekehrt kann Diabetes mellitus das Fortschreiten der Parodontitis beschleunigen.
  • Entzündungsreaktion: Chronische Entzündungen im Mund können systemische Entzündungsreaktionen auslösen oder verstärken.

Respiratorische Erkrankungen

  • Aspirationspneumonie: Bei älteren oder immungeschwächten Personen können parodontale Bakterien eine Aspirationspneumonie begünstigen.
    Hinweis: Eine Aspirationspneumonie ist eine Infektion der Lunge, die durch das Einatmen von Sekreten aus dem Mund und/oder von Mageninhalten verursacht wird.
  • Chronische obstruktive Lungenerkrankung (COPD): Es wird angenommen, dass die chronische Entzündung und bakterielle Belastung durch Parodontitis die Symptome von COPD verschlimmern können.

Ungünstige Schwangerschaftsausgänge

  • Frühgeburten und niedriges Geburtsgewicht: Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und einem erhöhten Risiko für Frühgeburten und Babys mit niedrigem Geburtsgewicht.

Rheumatoide Arthritis

  • Gemeinsame Entzündungswege: Parodontitis und rheumatoide Arthritis teilen ähnliche pathophysiologische Mechanismen, was darauf hindeutet, dass eine Behandlung der Parodontitis auch die Symptome der Arthritis verbessern kann.

Alzheimer-Krankheit und kognitive Beeinträchtigung

  • Neuroinflammation: Es gibt zunehmend Belege dafür, dass Parodontitis mit einer erhöhten Inzidenz von Alzheimer-Krankheit und anderen Formen kognitiver Beeinträchtigung verbunden ist.

Krebserkrankungen

  • Potenzielles Risiko: Einige Studien weisen auf ein erhöhtes Risiko für bestimmte Arten von Krebs bei Personen mit Parodontitis hin, obwohl die genauen Zusammenhänge noch erforscht werden.

Fazit

Die Verbindungen zwischen Parodontalerkrankungen und systemischen Gesundheitszuständen unterstreichen die Bedeutung einer umfassenden oralen Gesundheitspflege. Es ist entscheidend, dass sowohl Zahnärzte als auch Allgemeinmediziner sich der potenziellen systemischen Auswirkungen von Parodontalerkrankungen bewusst sind und interdisziplinär zusammenarbeiten, um die Gesundheit ihrer Patienten ganzheitlich zu verbessern.

Literatur

  1. Heidemann D. (2007). Parodontologie (4. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.
  2. Müller HP. (2012). Checklisten der Zahnmedizin Parodontologie (3. Aufl.). Thieme Verlag.
  3. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.
  4. Eickholz P. (2021). Parodontologie von A bis Z (2. Aufl.). Quintessence Publishing.
     
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