Carisolv

Carisolv® ist eine chemomechanische Methode zur Entfernung von Dentinkaries. Hierfür wird die Karies einem Gel mit speziellen chemischen Komponenten für eine bestimmte Einwirkdauer ausgesetzt und anschließend mit Hilfe eines stumpfen Handinstruments abgetragen.

Dentin (Zahnbein) besteht aus einem Hartgewebsanteil, der in ein Kollagengerüst eingebettet ist. Dentinkaries wiederum setzt sich aus zwei verschiedenen Zonen zusammen: der äußeren Zone, in der das Hartgewebe aufgelöst und das Kollagengerüst zerstört ist, und der an das gesunde Dentin angrenzenden inneren Zone, in der zwar durch die Stoffwechselprodukte der die Karies verursachenden Bakterien schon eine Demineralisierung (Auflösung des Hartgewebes) stattgefunden haben kann, in der aber kaum Bakterien zu finden sind. Deswegen ist das Kollagengerüst hier noch erhalten. Dieses kann remineralisiert werden (wieder Hartsubstanz einlagern).

Den Unterschied zwischen intaktem und zerstörtem Kollagengerüst macht sich die Carisolv®-Methode zunutze. Das Gel greift lediglich die schon geschwächten Areale des Kollagengerüsts an, während das Kollagen in der inneren entmineralisierten Zone des kariösen Defekts erhalten bleibt.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Der Standard der Exkavation (Entfernung der Dentinkaries) ist der mechanische Abtrag durch einen sich langsam drehenden Rosenbohrer. Da das Dentin über die Dentintubuli mit der Pulpa (innerviertes Zahnmark) in Verbindung steht, kommt es durch Druck, Wärme oder Kälte bei entsprechender Wasserkühlung zu dem typischen Schmerzempfinden beim Präparieren (Bohren). Diese Schmerzsensationen werden beim Abtragen der mit Carisolv® vorbehandelten Dentinkaries nicht übertragen. Somit ergeben sich folgende Indikationsstellungen:

  • Exkavation bei Patienten, bei denen besonders die Bohrgeräusche Angstgefühle verursachen
  • Exkavation bei Patienten, die aufgrund ihrer Angst nicht lokal anästhesiert (örtlich betäubt) werden können
  • Exkavation bei Patienten, bei denen aufgrund von Vorerkrankungen auf eine Lokalanästhesie verzichtet werden soll

Das Verfahren

Die Carisolv®- Methode hat mit der herkömmlichen Exkavation (Entfernung der Dentinkaries) gemeinsam, dass zunächst mit schnell rotierenden Instrumenten wie z. B. diamantierten Schleifkörpern präpariert (gebohrt) werden muss, um die den kariösen Defekt überdeckende Schmelzschicht zu entfernen. Hieran schließt sich erst das eigentliche Carisolv®-Verfahren an:

  • Anmischen zweier flüssiger Komponenten unmittelbar vor Anwendung. Die Lösungen bestehen u. a. aus Aminosäuren, Farbstoff und Natriumhydroxid sowie Natriumhypochlorit; durch die beiden letztgenannten Komponenten reagiert das Gemisch stark alkalisch (basisch)
  • Einwirkzeit: Kollagenauflösung gezielt in der durch Kariesbakterien vorgeschädigten Dentinschicht
  • Abtragen der vorbehandelten Schicht mittels eines speziellen Handinstruments mit vergleichsweise stumpfen Lamellen als Arbeitsflächen. Es erfolgt also eher eine schabende als eine schneidende Exkavation. Die Exkavation geschieht dabei Substanz schonend, bezogen auf das erhaltungswürdige demineralisierte, aber remineralisierungsfähige Dentin des Defekts.

Der gravierende Nachteil des Verfahrens liegt darin, dass die Kariesentfernung wesentlich mehr Zeit in Anspruch nimmt als die herkömmliche Exkavation mit einem langsam rotierenden Instrument. Gerade das für die Behandlung zur Verfügung stehende Zeitfenster ist aber bei der Zielgruppe der Angstpatienten besonders eng, sodass die Gefahr besteht, dass die Behandlung aufgrund nachlassender Compliance (Mitarbeit) nicht zufriedenstellend zu Ende geführt werden kann. Hierin lässt sich wohl der Hauptgrund sehen, warum das Verfahren unter den Exkavationsmethoden nicht zur Routinebehandlung gehört.

Literatur

  1. Dammaschke T, Dähne L, Kaup M,  Stratmann U, Ott KHR: Effektivität von Carisolv im Vergleich zu konventionellen Methoden zur Entfernung kariösen Dentins. Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 2001
  2. Schäfer E: Kann Carisolv rotierende Instrumente zur Kariesentfernung ersetzen? Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 57/2002
  3. Devlin H: Operative dentistry: a practical guide to recent innovations. Springer Verlag 2006
  4. Einwag J, Becker J: Kinderzahnheilkunde. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2008
  5. Meyer-Lückel H, Paris S & Ekstrand KR. (2012). Karies: Wissenschaft und Klinische Praxis (ZMK Praxis) (1. Edition). Thieme Verlag.
  6. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.

     
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