Speicheldrüsenentzündung (Sialadenitis)

Eine Sialadenitis (Thesaurussynonyma: Adenitis der Speicheldrüsen; Adenitis des Speicheldrüsenganges; akute Parotitis; akute Sialadenitis; chronische Parotitis; chronische Sialadenitis; Eiterung des Speicheldrüsenganges; eitrige Adenitis der Glandula sublingualis; eitrige Adenitis der Glandula submandibularis; eitrige Adenitis der Parotis; eitrige Entzündung des Wharton-Ganges; eitrige Parotitis; eitrige Sialadenitis; Entzündung der Glandula submandibularis; Entzündung des Ductus submandibularis; Infektion der Speicheldrüse; Infektion des Speicheldrüsenganges; nichtepidemische Parotitis; Ohrspeicheldrüsenentzündung; Parotisentzündung; Parotisinfektion; Parotitis; Parotitis, nicht durch Mumps bedingt; Purulente Parotitis; septische Parotitis; Sialadenitis; Sialitis; Sialoadenitis; Sialodochitis; Sialodochitis fibrinosa; Speicheldrüseneiterung; unspezifische toxische Parotitis; ICD:10 - K 11.2 Sialadenitis) ist die Entzündung einer Speicheldrüse.

Folgende Drüsen können betroffen sein:

  • die Glandula parotis (kurz Parotis genannt; Ohrspeicheldrüse),
  • die Glandula submandibularis (Unterkieferdrüse) oder
  • die Glandula sublingualis (Unterzungendrüse).

Man unterscheidet die akute von der chronischen Entzündung. Eine bekannte Form der Sialadenitits ist die Parotitis epidemica (Mumps).

Symptome – Beschwerden

Die akuter Sialadenitis (Speicheldrüsenentzündung) geht einher mit einer schmerzhaften Schwellung im Bereich der Drüse sowie einer Rötung der Haut. Der Speichel der betroffenen Drüse ist mitunter eitrig und nicht mehr klar.

Im Rahmen der Parotitis epidemica (Mumps) sind in etwa 2/3 aller Fälle beide Ohrspeicheldrüsen betroffen. Bei etwa der Hälfte aller Infektionen bleiben klinische Symptome aus. In den anderen Fällen kommt es zum schmerzhaften Anschwellen der Drüsen, begleitet von Fieber, Kopf- und Halsschmerzen. Das Schwellungsmaximum wird zwischen dem zweiten und dritten Tag erreicht. Nach ein bis zwei Wochen klingt die Schwellung allmählich wieder ab. Bei chronischer Sialadenitis kann es durch Atrophie (Rückbildung) der betroffenen Drüse zu einem verminderten Speichelfluss und Xerostomie (Mundtrockenheit) kommen.

Pathogenese (Krankheitsentstehung) – Ätiologie (Ursachen)

Eine akute Speicheldrüsenentzündung kann sowohl durch Bakterien als auch durch Viren verursacht werden.
Bakterielle Auslöser sind zumeist Streptokokken der Gruppe A. Von der bakteriellen Sialadenitis ist zumeist die Parotis (Ohrspeicheldrüse) betroffen. Häufig tritt diese Entzündung bei älteren oder kachektischen Patienten auf.

Die bekannteste virale Speicheldrüsenentzündung ist die Parotitis epidemica (Mumps). Sie wird über Tröpfcheninfektion mit dem Paromyxovirus übertragen und gilt als Kinderkrankheit, da sie meist zwischen dem 2.und 14. Lebensjahr auftritt. Über den Blutweg gelangen die Viren in die Parotis (Speicheldrüse) und lösen dort eine Entzündung aus. Die Cytomegalie ist ebenfalls eine Viruserkrankung und kann unter anderem mit einer Sialadenitis der Glandula parotitis (Ohrspeicheldrüse) einhergehen.

Eine Autoimmunerkrankung, welche ebenfalls mit einer Entzündung der Speicheldrüsen einhergeht, ist das Sjögren-Syndrom. Hierbei kommt es zur Entzündung von Speicheldrüsen (myoepitheliale Sialadenitis) , Tränendrüsen und zur rheumatischen Erkrankungen. Die Patienten leiden unter Xerostomie (Mundtrockenheit) und Xerophtalmie (trockenen Augen).
Diese Symptome werden symptomatisch mit künstlichem Speichel und künstlicher Tränenflüssigkeit behandelt. Im Rahmen der Sarkoidose tritt beidseitig die epitheloidzellige Sialadenitis der Glandula parotis (Ohrspeicheldrüse) auf. Besteht gleichzeitig eine Uveitis (Entzündung der mittleren Augenhaut) und eine Parese (Lähmung) des N. facilialis so wird dies als Heefordt-Syndrom bezeichnet.

Ebenso kann eine Sialadenitis infolge einer Obstruktion (Verschluss) des Ausführungsganges der Drüse auftreten, wie sie durch einen Speichelstein verursacht werden kann. Diese finden sich zu 80 Prozent in der Glandula sublingualis (Speicheldrüse unterhalb der Zunge).

Eine radiogene Sialadenitis entsteht, wenn eine Speicheldrüse im Bestrahlungsfeld bei Behandlung eines Kopf/Hals-Tumors liegt.

Folgeerkrankungen

Infolge des Sjögren-Syndroms tritt eine ausgeprägte Xerostomie (Mundtrockenheit) auf. Durch den fehlenden Speichel geht auch dessen protektive Wirkung auf die Zahnhartsubstanzen verloren, sodass vermehrt Karies auftritt. Ebenso macht sich eine ausgeprägte Halitosis (Mundgeruch) bemerkbar.

Bei chronisch-rezidivierendem Verlauf kommt es zur Verhärtung der Drüse, genannt Küttner-Tumor.

Tritt Mumps bei Jungen in der Pubertät auf, besteht eine gefürchtete Komplikation in der Orchitis (Entzündung der Hoden). Die Orchitis kann zur Sterilität (Unfruchtbarkeit) führen.

Folgende Komplikationen können ebenfalls im Rahmen der Parotitis epidemica auftreten:

  • Epididymitis (Nebenhodenentzündung)
  • Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
  • Meningoenzephalitis (Entzündung von Hirnhäuten und Gehirn)
  • Myokarditis (Herzmuskelentzündung)

Diagnostik

Zur Diagnosestellung reicht meist eine Ultraschalluntersuchung in Kombination mit dem klinischen Befund aus. Gegebenenfalls wird ein Abstrich genommen, um gezielt antibiotisch behandeln zu können.

Therapie

Die akute Sialadenitis wird bei bakterieller Ursache antibiotisch behandelt. Hat sich jedoch bereits ein Abszess gebildet, so muss die Abszesshöhle chirurgisch eröffnet und der Eiter entleert werden.
Speichelflussfördernde Maßnahmen wie das Lutschen saurer Bonbons sowie die ausreichende Flüssigkeitszufuhr unterstützen den Heilungsprozess.

Die Behandlung von Mumps erfolgt symptomatisch und nach ein bis zwei Wochen ist die Erkrankung ausgestanden und hinterlässt im Körper eine lebenslange Immunität.

Die Therapie eines Speichelsteines ist von der Lokalisation und Größe des Steines abhängig. Mitunter genügt es, den Ausführungsgang der Drüse etwas zu erweitern, was dann zu einem spontanen Abgehen des Steines führt.
Eine weitere Möglichkeit besteht in der Schlitzung des Ausführungsganges mit nachfolgender Entfernung des Steines. Um Narbenbildung zu vermeiden wird der geschlitzte Ausführungsgang offen gehalten anschließend mit der umliegenden Mundschleimhaut vernäht.

Mittels extrakorporaler Stoßwellenlithotripsie (ESWL) ist es möglich, die Steine zu zertrümmern. Ob dieses Verfahren eingesetzt werden kann, muss individuell entschieden werden.

In schweren Fällen, wenn beispielsweise Verwachsungen des Steines mit der Umgebung bestehen oder der Stein gleichzeitig eine dauerhafte Entzündung der Drüse mit sich bringt, ist eine Entfernung der Drüse mitunter unumgänglich.

Liegen Allgemeinerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom oder die Cytomegalie vor, so muss neben der symptomatischen Therapie der akuten Entzündung auch die Behandlung der Grunderkrankung beim zuständigen Arzt erfolgen.

Literatur

  1. Gutwald R. Gellrich N.-C. Schmelzeisen R. Einführung in die zahnärztliche Chirurgie. 1. Aufl. (2003)
  2. Roessner A. Pfeiffer U. Müller-Hermelink H. K. (Hrsg.) Allgemeine Pathologie. 10. Aufl. (2004)
  3. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.

     
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