Elektroanästhesie (TENS)

Unter Anästhesie versteht man den Zustand der Empfindungslosigkeit, der in der Medizin mit dem Ziel herbeigeführt wird, therapeutische oder diagnostische Maßnahmen durchführen zu können. Beim Verfahren der Elektroanästhesie (Synonyme: transkutane elektrische Nervenstimulation, TENS, TNS, TENS-Therapie; engl.: transcutaneous electrical nerve stimulation) wird dieser Zustand durch elektrische Schwachstromimpulse hervorgerufen, welche körpereigene Systeme zur Schmerzreduzierung aktivieren.

Schmerzimpulse werden beispielsweise bei der Exkavation (der Entfernung) von Karies ausgelöst. Mithilfe der Elektroanästhesie soll deren Weiterleitung ins Gehirn durch minimale elektrische Reizströme unterbrochen und somit deren Wahrnehmung verhindert werden. Prinzipiell gibt es keine Schmerzen, die sich einer TENS-Behandlung gegenüber als völlig resistent erweisen.

Vier Mechanismen werden als Erklärung der analgesierenden Wirkung (Wirkung, die die Schmerzempfindung aufhebt bzw. unterdrückt) der Elektroanästhesie herangezogen:

  1. schmerzhemmende Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter (Endorphine, Encephaline), werden vermehrt ausgeschüttet. Diese blockieren im Nervensystem die Rezeptoren, an denen sich andernfalls schmerzauslösende Botenstoffe anlagern würden.
  2. durchblutungsfördernde gefäßerweiternde Substanzen wie beispielsweise vasoaktives intestinales Polypeptid (VIP-Hormon) werden ebenfalls vermehrt gebildet
  3. schmerzhemmende Systeme im Rückenmark werden aktiviert, dadurch wird die Übertragung von Schmerzimpulsen blockiert
  4. die Impulsweiterleitung peripherer (außerhalb des Rückenmarks und des Gehirns liegender) Nerven wird durch elektrische Hemmvorgänge blockiert

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Kleinere schmerzarme Eingriffe wie z. B. Füllungstherapie
  • Spritzenphobie (Angst des Patienten vor der örtlichen Betäubung)
  • Unverträglichkeit von Anästhetika (Betäubungsmittel)
  • Kiefergelenksschmerzen
  • Verspannungen der Kaumuskulatur

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Relative Kontraindikationen (bei folgenden Personen muss die ärztliche Zustimmung vor Behandlungsbeginn eingeholt werden):

  • Gravidität (Schwangerschaft)
  • Epilepsie
  • Herzschrittmacher oder andere elektronische Implantate
  • Zustand nach Apoplex (Schlaganfall)
  • operative Eingriffe aufgrund der Durchblutungsförderung durch TENS
  • Behandlungsmaßnahmen, bei denen das Weiterbestehen der Anästhesiewirkung für eine gewisse Zeit über das Ende der Behandlungssitzung hinaus erwünscht ist, werden vorzugsweise unter Lokalanästhesie (örtliche Betäubung) durchgeführt

Vor der Therapie

Vor der Therapie sind durch Erstellen einer ausführlichen allgemeinen Anamnese (Krankengeschichte) mögliche Kontraindikationen (Gegenanzeigen) auszuschließen. Der Patient ist mit der Reglerfunktion des Gerätes vertraut zu machen.

Das Verfahren

Das batteriebetriebene TENS-Therapiegerät besteht aus einem Generator, dessen elektrische Parameter sich je nach Gerätetyp entweder stufenlos anwählen lassen oder über feste Programme anwählbar sind, und aus zwei über Kabel damit verbundenen Elektroden.

  • Platzierung der Elektroden je nach System und Schmerzlokalisation intraoral (im Mund) oder extraoral (außerhalb des Mundes)
  • Elektrische Parameter wie Impulsstärke und Impulsfrequenz, Stromstärke u. a. werden vom Zahnarzt vorab eingestellt
  • Während der Schmerz auslösenden Behandlung kann der Patient aktiv die Intensität der Anästhesie über einen Handregler beeinflussen

Nach der Therapie

Nach Beendigung der Behandlung ist die Anästhesiewirkung mit Abstellen des Gerätes unmittelbar aufgehoben.

Mögliche Komplikationen

Komplikationen sind aufgrund der sehr guten Verträglichkeit der TENS-Therapie nur selten zu beobachten:

  • strombedingte Hautirritationen
  • Hautirritationen durch Unverträglichkeit des extraoralen Elektroden-Kontaktgels
  • sehr seltene vagale Karotissinus- oder Kehlkopfreaktionen (Reaktionen, die durch Beeinflussung des Nervus vagus ausgelöst werden wie beispielsweise Übelkeit, Erbrechen und symptomatische Bradykardie (zu langsamer Herzschlag: < 60 Schläge pro Minute) bei Elektrodenanlage im Halsbereich

Literatur

  1. Jungck ES, Jungck D.: 11 Jahre Erfahrung mit dem TENStem. Verband Deutscher Ärzte für Algesiologie (VDÄA)
  2. Finauer G: Therapiemanuale für neuropsychologische Rehabilitation. Springer Medizin Verlag 2009

     
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