Lasergestützte Kariesdiagnostik

Bei der lasergestützten Kariesdiagnostik handelt es sich um ein Verfahren der Laser-Fluoreszenz-Spektroskopie, welches sich das unterschiedliche Fluoreszenzverhalten von gesunder und kariös erkrankter Zahnhartsubstanz zunutze macht, um insbesondere Fissurenkaries in einem frühen Stadium zu erkennen.

Als Fissuren bezeichnet man die Täler, die das Relief der Zahnoberfläche in Längs- und Querrichtung durchziehen. Sie können durchaus 1 mm tief und gleichzeitig sehr schmal (50 μm) sein. Zudem können sie sich in der Tiefe sanduhrförmig erweitern.

Fissuren sind somit im ungünstigen Fall auch durch sehr gute Mundhygienetechniken nicht zu reinigen, aber für kariogene (Karies verursachende) Keime problemlos zugänglich. Breitet sich die Karies auf dem Boden der Fissur aus, so bleibt der darüber befindliche Zahnschmelz zunächst intakt, und die Karies entzieht sich im Anfangsstadium der visuellen Diagnostik (Erkennen durch das Auge des Behandlers). Auch Röntgenbilder liefern, bedingt durch die Überlagerungseffekte mit den benachbarten Schmelzstrukturen, im frühen Stadium der Karies nicht immer exakte Ergebnisse.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die lasergestützte Kariesdiagnostik zeichnet sich durch hohe diagnostische Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der Ergebnisse aus. Sie ist eine sinnvolle Ergänzung zur klinischen Untersuchung vermeintlich kariesfreier Zähne. Ihr großer Vorteil liegt in der frühzeitigen Diagnostik kariöser Initialläsionen (beginnender Karies), wodurch präventive (vorsorgende) Maßnahmen und/oder minimalinvasive Restaurationen (Füllungstherapie unter geringstmöglichem Verlust von Zahnhartsubstanz) eingeleitet werden können.

Die lasergestützte Kariesdiagnostik wird angewendet:

  • In Verbindung mit der klinischen Erstuntersuchung,
  • Für Verlaufskontrollen von Initialläsionen,
  • Zur Erfolgskontrolle präventiver Therapiemaßnahmen wie Fluoridierung und Verbesserung der Mundhygienetechnik,
  • Zur Bestätigung klinischer und/oder röntgenologischer Befunde und
  • Als Planungshilfe für eine Fissurenversiegelung am kariesfreien Zahn.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Aufgrund falsch positiver Messergebnisse ist das Verfahren nicht indiziert bei farbigen Zahnauflagerungen wie

  • Zahnstein
  • Black Stain (schwarze Zahnauflagerung bei Kindern bis ins Pubertätsalter, verursacht durch chromogenetische Bakterien ohne Krankheitswert)
  • Tee-, Kaffee- und Nikotinbeläge
  • Farbbeeinflussung durch zu stark getrocknete Zahnoberflächen

Vor der Untersuchung

Da die Fluoreszenz ein optisches Messverfahren und somit durch farbige Ablagerungen beeinflussbar ist, müssen die Zähne, die befundet werden sollen, gut gereinigt und leicht getrocknet werden. Andernfalls kann das Messergebnis falsch positiv ausfallen, so z. B. durch:

  • Zahnstein
  • verbliebene Reinigungspaste
  • Tee-, Kaffee- oder Nikotinverfärbungen
  • übermäßige Austrocknung

Das Verfahren

Laserlicht ist monochromatisches, kohärentes Licht einer definierten Wellenlänge. Auf Bestrahlung mit Laserlicht reagieren bestimmte Stoffe, so auch die Zahnhartsubstanzen, mit dem physikalischen Phänomen der Fluoreszenz. Elektronen, die durch das energiereiche Laserlicht auf ein energetisch höheres Niveau gehoben werden, geben bei Zurückfallen auf ihr ursprüngliches Energieniveau die frei werdende Energie in Form von sichtbarem Licht wieder ab (spontane Emission). Kariöse Veränderungen fluoreszieren aufgrund ihres Gehaltes an Bakterien und deren Stoffwechselprodukten in einer anderen Wellenlänge als gesunde Zahnsubstanz.

Die gereinigten und getrockneten Fissuren werden mit der Lasersonde des KaVo Diagnodent Pen unter leichten Neigungsbewegungen in verschiedenen Richtungen abgefahren. Das vom Zahn abgegebene Fluoreszenzspektrum wird dabei durch ein Spektrometer erfasst und die einer Karies zuzuordnenden Spektralwerte werden als Peak-Werte (Maximalwerte) wiedergegeben. So korreliert die Messung mit dem  KaVo Diagnodent Pen folgendermaßen:

Peak-Wert Bedeutung des Peak-Wertes Therapie
 0 < 5 gesunde Fissur normale Prophylaxe (Fluoridzahnpaste)
 5 - 12 beginnende Schmelzentkalkung normale Prophylaxe (Fluoridzahnpaste)
13 - 25 Schmelzkaries in der Fissur Intensivprophylaxe zur Remineralisierung, z. B. Fluoridierung in der Zahnarztpraxis, Fluoridgel-Konzentrate in der häuslichen Zahnpflege
 > 25 Dentinkaries in der Fissur minimalinvasive Füllungstherapie, z. B. Kompositfüllung und Intensivprophylaxe


Die Werte werden sowohl auf dem Bildschirm des Tischgerätes als auch auf dem kabellosen Funk-Display des  Handstückes angezeigt. Zudem sind sie mit einem akustischen Signal gekoppelt, was den Arbeitsfluss erleichtert, da der Behandler während der Messung den Blick auf die Zähne gerichtet lassen kann.

Das KaVo Diagnodent Gerät verbessert die Karieserkennung vor allem im Fissurenbereich wesentlich. Auch zur Diagnostik von Approximalkaries (Karies, der von den Zahnzwischenräumen ausgeht) ist das Laserfluoreszenzverfahren anwendbar, dort allerdings erschwert durch die eingeschränkten Platzverhältnisse für die Messsonde.

Literatur

  1. Lussi, A: Laserinduzierte Fluoreszenz zur Erkennung der Okklusalkaries. Acta Med Dent Helv 5: 15-19 (2/2000)
  2. Reich E: Neue Instrumente zur Kariesdiagnose. Zahnärztliche Mitteilungen 23/2000
  3. Hellwege KD: Die Praxis der zahnmedizinischen Prophylaxe. Ein Leitfaden für die Individualprophylaxe, Gruppenprophylaxe und initiale Parodontaltherapie. Georg Thieme Verlag Stuttgart 2003
  4. Meyer-Lückel H, Paris S & Ekstrand KR. (2012). Karies: Wissenschaft und Klinische Praxis (ZMK Praxis) (1. Edition). Thieme Verlag.
  5. Roulet JF, Fath S & Zimmer S. (2017). Zahnmedizinische Prophylaxe (5. Aufl.). Elsevier, München / Urban & Fischer.
  6. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.
  7. Hellwege KD. (2018). Die Praxis der zahnmedizinischen Prophylaxe (7. aktualisierte und erweiterte Aufl.). Thieme Verlag.

     
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