Bei der Eigenfetttransplantation (Synonyme: Fat Autographing Muscle Injection/Facial Autograft Muscle Injektion (FAMI), Autologe Fetttransplantation) handelt es sich um ein Verfahren der plastischen bzw. ästhetischen Chirurgie, bei dem Fettgewebe aus einem Körperareal entnommen und in eine andere Körperpartie versetzt wird. Auf Grund der multiplen Körperpartien, an denen eine Eigenfetttransplantation durchgeführt werden kann, sind die Einsatzmöglichkeiten des Transplantationsvorganges nahezu unbegrenzt. Des Weiteren ist anzuführen, dass bei der Eigenfetttransplantation einerseits vitales (direkt entnommenes) Fettgewebe andererseits aber auch tiefgefrorenes konserviertes Gewebe eingesetzt werden kann. Der Einsatz des gefrorenen autologen (körpereigenen) Fettgewebes bewirkt eine Entzündungsreaktion im umliegenden Gewebe, sodass eine verminderte Abstoßung des verwendeten Eigenfettes im angrenzenden Gewebe erfolgt. Historisch betrachtet sind erste Fettgewebsverpflanzungen schon Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt worden. Die heute praktizierte Anwendung des Verfahrens beruht jedoch maßgeblich auf den Ärzten Dr. Pierre Fournier und Dr. Sydney Coleman, die der Eigenfetttransplantation zu einem großen Bekanntheitsgrad verhalfen.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Eine Eigenfetttransplantation kann in folgenden Körperregionen durchgeführt werden:
- Gesicht: Wangenbereich, Jochbeinareal, Lippen- und Kinnbereich
- Körperstamm: Brust und Gesäßbereich
- Extremitäten: Hände und Muskelkonturen
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Entzündungen im Injektionsareal
- Stillzeit
- Schwangerschaft
- Antikoagulation (Blutverdünnende Medikamente, die mit einer erhöhten Blutungsneigung assoziiert sind)
- fehlende Compliance (mangelnde Kooperation des Patienten)
Das Operationsverfahren
Das Prinzip der Eigenfetttransplantation ist die Umverteilung des Fettgewebes durch autologe Transplantation (Spender und Empfänger sind dieselbe Person). Zur Fettentnahme wird häufig eine periumbilicale (neben dem Bauchnabel lokalisiert) fettgewebsreiche Region verwendet.
Nachfolgend die Beschreibung der Entnahme von Fettgewebe:
- Vor dem eigentlichen Eingriff wird eine lokale Anästhesie durchgeführt (örtliche Betäubung). In diesem Fall ist eine Anwendung der Tumeszenz-Lokalanästhesie (TLA – Verfahren, dessen Wirkprinzip auf der Verwendung einer großvolumigen Gabe eines Lösungsmittels beruht, welches mit dem Lokalanästhetikum vermischt und ins Unterhautfettgewebe injiziert wird) angezeigt. Überdies führt der Einsatz der Tumeszenz-Anästhesie zur Verminderung der Festigkeit des Gewebes (tumescere: dt. Anschwellen).
- Im Anschluss an die Lokalanästhesie erfolgt die Entnahme des Fettgewebes durch manuelle Aspiration (Ansaugen) durch eine zwischen 10 bis 20 ml fassende Spritze. Nach Injektion der TLA ist das Fettgewebe als Resultat der Weichmacherwirkung durch schmale Kanülen zu entnehmen. Diese Form der Entnahme wird in der plastischen Chirurgie als Mikrolipoextraktion bezeichnet. Als herausstechende Eigenschaft der Mikrolipoextraktion ist der geringe Anteil des unerwünschten Bindegewebes bei der Fettentnahme zu nennen.
- Nach der Gewebsentnahme kann die Aufbereitung des zur Transplantation zu verwendeten Materials über zwei unterschiedliche Mechanismen erfolgen. Als bevorzugtes Verfahren wird die geschlossene Fettgewinnung betrachtet. Bei dieser Methode kann das Fett von möglichen Blutverunreinigungen befreit werden. Es besteht die Möglichkeit der Reinigung über die Zugabe von Kochsalz- oder Ringerlösung (wässrige Infusionslösung).
- Durch das Umfüllen des entnommenen Eigenfettes über Luer-zu-Luer-Verbindungsstücke (das Luer-Lock System ist ein genormtes Verbindungssystem für Kanülen, Spritzen und Infusionsschläuche) in kleine Spritzen erfolgt der Transplantationsvorgang ohne weitere Aufarbeitung des entnommenen Fettgewebes.
- Des Weiteren besteht die Möglichkeit der Verwendung der offenen Fettgewinnung. Bei dieser Methode wird durch die vorherige Fettgewebsentnahme mittels größerer Kanülen dem Körper mehr Bindegewebe entzogen. Auf Grund dessen ist die Durchführung einer Filtration notwendig. Das gereinigte Fett kann nun in kleine Spritze umgefüllt und wieder dem Körpergewebe bei der Transplantation zugeführt werden.
Nachfolgend die Beschreibung der Eigenfetttransplantation:
- Sofern es sich bei dem Fettgewebe um tiefgefrorenes Material handelt, kann dieses aufgetaut oder im tiefgefrorenen Zustand verwendet werden. Nach der Festlegung der Einstichpunkte kann die Injektion in die Subkutis (oberflächliche Hautschicht) erfolgen.
- Über zusätzliche Kühlung des umliegenden Gewebes kann die Wirkung des Anästhetikums verstärkt werden.
- Sollten ungleichmäßige Hautdellen vorliegen, so können diese durch unterschiedliche Injektionstiefen ausgeglichen werden.
Nachdem die Fetttransplantation erfolgt ist, folgt eine Gewebsmassage zur Durchblutungsförderung und zur Gewährleistung einer gleichmäßigen Fettverteilung.
Soll das Fett nur im Rahmen einer Liposuktion ("Fettabsaugen") entnommen werden, so wird dies nicht unter Verwendung von Spritzen erreicht, sondern durch spezielle Vakuumpumpen.
Überdies kann durch die Anwendung der Transplantationsmethode eine Korrektur von belastenden Narben erreicht werden.
Mögliche Komplikationen
- Rötungen und Schwellungen in den Injektionsarealen
- Sensibilitätstörungen im Transplantationsbereich
- Erysipel (akute Hautinfektion, die oft mit Fieber und Schüttelfrost einhergeht)
Ihr Nutzen
Die Eigenfetttransplantation ist eine anerkannte und nahezu komplikationsfreie Methode zur Umverteilung von Fettgewebe. In Langzeitstudien konnte die Wirkung mittels Sonographie (Ultraschall) auch Jahrzehnte nach erfolgtem Eingriff nachgewiesen werden. Als Resultat der leicht durchzuführenden Therapie ist das Qualitätslevel des Eingriffes als hoch anzusehen. Nach neuen Studien ist auch eine erfolgreiche Anwendung in der Hautbehandlung von bestrahlten Patienten (Zustund nach Radiatio/Strahlentherapie) möglich.
Literatur
- Selbstzahlerleistung in der Dermatologie und der ästhetischen Medizin; Kardoff, B; Springer Verlag 2005
- Entschließung – Empfehlung – Vereinbarung – Leitlinien. Ein Beitrag zur Qualitätssicherung in der Anästhesiologie; Opderbecke, H.; Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin 2002
- Hautalterung: Grundlagen – Prävention – Therapie; Krutmann, J.; Springer Verlag 2008
- Dermatologie; Rassner, G.; Urban & Fischer Verlag 2007